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23.01.2022 | 02:28 | Milchpreise 

Hausse am Milchmarkt hält an

Bonn - Am deutschen Markt für Molkereistandardprodukte war Mitte Januar weiterhin ein nur begrenztes Angebot verfügbar, das auf eine recht gute Nachfrage traf.

Milchmarkt
National wie international steigen die Preise für Milchprodukte weiter - Knappes Angebot trifft auf eine gute Nachfrage - Notierungen für Schnittkäse und Milchpulver in Deutschland heraufgesetzt - Milcherzeugerpreise hinken noch hinterher - Vom höheren Milchgeld bleibt wegen gestiegener Kosten wenig übrig - Auktion an der GDT mit Preisaufschlägen. (c) proplanta
Die Preise tendierten stabil bis fester. Laut dem Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB) wurden für die Jahreszeit vergleichsweise umfangreiche Verkäufe von Butter gemeldet.

Auch die Süddeutsche Butter- und Käsebörse in Kempten stufte die Nachfrage als gut ein. Für Blockbutter wurde die amtliche Spanne am Mittwoch (19.1.) erweitert, indem der obere Notierungswert um 5 Cent auf 5,95 Euro/kg angehoben, der untere jedoch um 6 Cent auf 5,75 Euro gesenkt wurde.

Bei Päckchenbutter erfolgte keine Notierungsänderung. Gleiches galt für Hartkäse. Bei Schnittkäse wurde die Notierung für Gouda und Edamer in Hannover dagegen erneut heraufgesetzt, und zwar im Spannenmittel um 7,5 Cent auf 4,10 Euro/kg bis 4,30 Euro/kg.

Bei sehr niedrigen Beständen sei die Ware gut abgerufen worden, lautete die Markteinschätzung. Weiter nach oben ging es mit den Preisen für Milchpulver. Nach Angaben der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) fiel das Angebot an Magermilchpulver fortgesetzt knapp aus, und Neukunden konnten aufgrund der bereits im Vorfeld verkauften Ware kaum bedient werden.

Bei Neuabschlüssen für die lebensmitteltaugliche Ware musste vorige Woche laut Kemptener Börse im Mittel ein Aufschlag von 3 Cent gezahlt werden; die Ware kostete zwischen 3,47 Euro/kg und 3,57 Euro/kg. Fast ebenso teuer waren die Futtermittqualitäten mit 3,47 Euro/kg bis 3,51 Euro/kg; was im Mittel 3 Cent mehr als in der Vorwoche waren. Vollmilchpulver war zuletzt kaum im Angebot, doch gab es laut ZMB Bedarf bei der Lebensmittelindustrie. Die Folge war ein Preisanstieg von durchschnittlich 8,5 Cent auf 4,35 Euro/kg bis 4,45 Euro/kg.

Gesucht war zudem Molkenpulver in Futtermittelqualität, für welches ein Zuschlag von 5 Cent fällig wurde und 1,27 Euro/kg bis 1,32 Euro/kg zu zahlen waren. Zudem hoben die Hersteller den Verkaufspreis für die Lebensmittware um 2 Cent auf 1,27 Euro/kg bis 1,32 Euro/kg an.

Keine kostendeckenden Erlöse



Die Milcherzeugerpreise hinken der Entwicklung am Markt für Milchprodukte noch hinterher. Trotz der bisherigen Aufbesserung des Milchgeldes sind die Landwirte hierzulande dem European Milk Board (EMB) zufolge noch immer weit von kostendeckende Erlösen entfernt.

Wie der Dachverband am Dienstag mitteilte, lagen laut Berechnungen des Büros für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) im Oktober 2021 die durchschnittlichen Produktionskosten für ein Kilogramm Rohmilch bei 46,13 Cent. Dem habe aber nur ein mittlerer Milchpreis von 37,45 Cent/kg gegenübergestanden; zur Vollkostendeckung hätten den deutschen Milchbauern somit 8,7 Cent/kg oder 19 % gefehlt

Immerhin hat sich die Situation laut EMB aber etwas verbessert, denn im Kalenderjahr 2020 klaffte bei den Erzeugern noch eine Lücke von 13,9 Cent/kg beziehungsweise 30 % zur Vollkostendeckung.

Deckungsbeitrag gestiegen



Die Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) berichtete indes kürzlich auf der Basis einer anderen Berechnungsmethode, dass sich die Marge der Erzeuger zwischen dem Gesamterlös einschließlich der Einnahmen aus dem Verkauf von Kalb und Altkuh und den variablen Kosten für ein Kilogramm gentechnikfreier Milch im vergangenen Jahr auf knapp 13 Cent belaufen habe; das seien rund 2 Cent mehr als 2020 gewesen.

Der Deckungsbeitrag einer Durchschnittskuh mit 8.500 kg lag ihr zufolge bei 682 Euro und damit um 162 Euro höher als im Vorjahr. Das war laut AMI aber nur wenig mehr als der Durchschnittwert der vergangenen fünf Jahre von 644 Euro.

Die gestiegenen Milchpreise seien größtenteils durch höhere Produktionskosten aufgezehrt worden, so dass sich die wirtschaftliche Lage der Milchbauern nicht entsprechend der Milchpreisentwicklung verbessert habe, resümierten die Marktanalysten aus Bonn. Noch nicht berücksichtigt seien dabei die gestiegenen Kosten im Zusammenhang mit den höheren Anforderungen an Umwelt-, Tierschutz oder Nachhaltigkeit.

Jubiläum der GDT



An der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) fand am Dienstag die 300. Auktion seit ihrer Gründung im Jahr 2008 statt. „Global Dairy Trade bringt Käufer und Verkäufer aus der ganzen Welt zusammen, wobei Standardmilchprodukte aus vier Kontinenten den registrierten Bietern aus über 70 Ländern angeboten werden“, erklärte GDT-Direktor Eric Hansen. Ihm zufolge wurden seit dem Start der Vermarktungsplattform gut 9 Mio t an Milcherzeugnissen im Wert von mehr als 30 Mrd $ (26,3 Mrd Euro) gehandelt.

Bei der aktuellen Handelsrunde zum Jubiläum konnten alle gehandelten Produkte Zugewinne verbuchen, die teilweise deutlich ausfielen. Der zusammenfassende Preisindex legte gegenüber der Versteigerung von Anfang Januar um 4,6 % zu und kletterte auf den höchsten Stand seit März 2014. Maßgeblich war die feste Entwicklung bei den umsatzsatzstarken Milchpulverkontrakten. So legte der durchschnittliche Auktionspreis für Vollmilchmilchpulver gegenüber der vorangegangenen Handelsrunde um 5,6 % auf 4.082 $/t (3.580 Euro) zu.

Magermilchpulver verteuerte sich um 5,0 % auf 3.963 $/t (3.476 Euro) und erreichte damit ein Rekordniveau. Zudem mussten die Einkäufer an der GDT für Butter mit 6.158 $/t (5.400 Euro) einen Aufschlag von 5,0 % zahlen; bei Cheddarkäse ging es mit 1,1 % auf 5.546 $/t (4.864 Euro) moderater nach oben.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,877 Euro
Großhandelspreise für Milchprodukte in DeutschlandBild vergrößern
Großhandelspreise für Milchprodukte in Deutschland
AgE
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