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12.12.2021 | 14:51 | Agrareinkommen 

Landwirtschaftliche Unternehmergewinne in Niedersachsen eingebrochen

Oldenburg - Die Corona-Pandemie, die Afrikanische Schweinepest (ASP) und die gestiegenen Produktionskosten haben im Wirtschaftsjahr 2020/21 die Bilanzen der landwirtschaftlichen Unternehmen in Niedersachsen schlecht aussehen lassen; das durchschnittliche Ergebnis sank im Vorjahresvergleich um ein Drittel.

Einkommen in der Landwirtschaft
Hohe Produktionskosten und Corona-Folgen haben den Bauern 2020/21 die Bilanzen verhagelt - Durchschnittlicher Unternehmensgewinn im Vorjahresvergleich um ein Drittel auf 48.300 Euro gesunken - Betriebsergebnis bei Schweinehaltern bricht um fast 80 Prozent auf 27.900 Euro ein - Alle Betriebsformen mussten Eigenkapitalverluste hinnehmen. (c) proplanta
„Erwirtschafteten die untersuchten Unternehmen im Vorjahr noch 71.400 Euro, so sind es in der diesjährigen Abrechnung nur noch 48.300 Euro; in allen Betriebsformen sind Eigenkapitalverluste zu verzeichnen“, berichtete der Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Gerhard Schwetje. Die solide wirtschaftliche Basis sei damit in vielen Betrieben in größter Gefahr, was insbesondere für die Veredlungsbetriebe gelte.

Der Unternehmensgewinn der Ackerbaubetriebe ging nach Angaben des Kammerpräsidenten wegen des coronabedingten Konjunktur- und Konsumeinbruchs gegenüber 2019/20 um 15,2 % auf einen Durchschnittswert von 62.400 Euro zurück. Die Milchviehbetriebe erwirtschafteten bei einem Milchpreisniveau von gut 33 Cent/kg im Mittel 53.000 Euro; das war der dritte Jahresrückgang in Folge.

Schwetje erinnerte daran, dass der Unternehmensgewinn in der Landwirtschaft einer Bauernfamilie nicht zur freien Verfügung steht, sondern davon noch Steuern, Versicherungen, Leistungen für die Altenteiler und Investitionen bezahlt werden müssten.

Umso härter traf es dem Kammerpräsidenten zufolge 2020/21 die Veredlungsbetriebe mit Schweinehaltung, deren Ergebnis nach dem guten Vorjahresniveau von 129.600 Euro um 78,5 % auf nur noch 27.900 Euro abstürzte.

Schuld seien die Krise am Schweinemarkt durch Corona, der fehlende Absatz durch Lockdowns im Außer-Haus-Bereich sowie der Exportstopp von Schweinefleisch wegen der ASP nach China und andere Drittstaaten. „Wir sind auf einem Niedrigpreisniveau für Schlachtschweine angelangt, das es seit mehr als 20 Jahren nicht mehr gab“, beklagte Schwetje.

Hoher finanzieller Druck



Als Konsequenz aus dem Rückgang der Unternehmensgewinne haben Schwetje zufolge zahlreiche bäuerliche Betriebe Eigenkapital eingebüßt. Die Belastung mit Fremdkapital sei auf durchschnittlich 366.000 Euro gestiegen. „Der finanzielle Druck ist in vielen Betrieben entsprechend hoch“, berichtete der Kammerpräsident.

Zugleich würden aus Politik und Gesellschaft stetig wachsende Anforderungen in Bezug auf den Klima-, Umwelt-, Arten-, Gewässer- und Tierschutz formuliert. Die zusätzlichen Kosten für diese neuen Aufgaben zu erwirtschaften, sei momentan aber kaum möglich. Die derzeitige Lage habe stattdessen zur Folge, dass Familien teilweise oder ganz aus der Landwirtschaft ausstiegen, auch deshalb, um alternative Einkommensquellen zu erschließen und weitere Vermögensverluste zu verhindern.

Keine Trendwende



Das aktuelle Wirtschaftsjahr 2021/22 lässt laut Schwetje noch keine grundsätzliche Trendwende erkennen. Wegen steigender Preise für Energie, Düngemittel und Saatgut müssten die Betriebsleiter tiefer in die Tasche greifen. Den Schweinemarkt hätten Corona und ASP weiter fest im Griff.

„Die Veredler machen nach wie vor mit jedem verkauften Mastschwein oder Ferkel Verluste; die Kosten für die Produktion übersteigen die Erlöse deutlich“, so der Kammerpräsident. Der Ackerbau profitiere dagegen derzeit von einer wachsenden Nachfrage und steigenden Preisen bei Getreide und Raps.

Die Milcherzeuger können nach Schwetjes Einschätzung aufgrund steigender Weltmarktpreise, etwa bei Milchpulver und Butter, auf ein besseres Jahr 2022 hoffen. Nach langer Durststrecke könnte es wieder möglich sein, rentabel zu wirtschaften.
AgE
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