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13.07.2020 | 11:04 | Fleischmarkt 

Tierwohlabgabe: Kommt eine Umlage analog zum Strommarkt?

Hannover - Den umstrittenen Fleischmarkt will Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast per Umlage analog zum Strommarkt verändern, um Preiskampf und schlechte Tierhaltung zu unterbinden.

Fleischmarkt Tierwohlabgabe
Den meisten Verbrauchern dürfte im Grunde klar sein: Fleisch ist viel zu billig. Höhere Preise sollen eine bessere Haltung der Tiere ermöglichen, Werkverträge sollen verschwinden. Nur: Wie soll das gehen? (c) proplanta
Eine Umlage, die alle Verbraucher über den Strompreis zahlen, solle den Umstieg hin zu erneuerbaren Energien erleichtern, erklärte die CDU-Politikerin der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Montag). «So stelle ich mir das bei der Tierwohlabgabe vor.» Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) habe in diesem Zusammenhang von 40 Cent mehr pro Kilogramm Fleisch gesprochen. Tierschützer vom WWF forderten, die Chance zum Einstieg in mehr Umweltschutz in der Fleischerzeugung zu nutzen.

Unklar sei, wie eine solche Umlage praktisch erhoben werden solle, sagte Otte-Kinast. «Darüber brüten gerade die Experten in Berlin. Wie kann so etwas sozialverträglich gestaltet werden? Müssen möglicherweise die Hartz-IV-Sätze erhöht werden? Da gibt es ein Bündel von nicht ganz einfachen Fragen, die geklärt werden müssen.» Hinzu kommen solle ein Tierwohllabel, das über die Haltungsform Auskunft gebe - dieses Label müsse verpflichtend sein, sagte die Ministerin. Am besten sei eine europaweite Regelung.

Um die Tierhaltung in Deutschland zu verbessern, gingen Experten von drei bis sechs Milliarden Euro pro Jahr aus, sagte Otte-Kinast. Klöckner habe 300 Millionen Euro allein für den Umbau der Sauenställe zugesagt. Otte-Kinast: «Allerdings können wir damit noch nicht einmal den Umbau der Sauenhaltung in Niedersachsen bezahlen.»

Sie verteidigte zudem den langwierigen Ausstieg aus der umstrittenen Haltung im Kastenstand: Es sei wissenschaftlich betrachtet worden, wie die Ställe umgebaut werden müssten, damit Sau und Ferkel genügend Platz hätten. Dazu seien politische Verhandlungen gekommen, um die Sauenhaltung überhaupt in Deutschland halten zu können. Lebendimporte von Ferkeln aus anderen Ländern würden dem Tierschutz «einen Bärendienst erweisen». Sie rief zudem dazu auf, Zerlegungsarbeiten stärker von Maschinen erledigen zu lassen.

Diana Pretzell, Leiterin Biodiversitätspolitik beim WWF Deutschland, forderte die Ministerin auf, in der Diskussion um eine Tierwohlabgabe nicht aus dem Blick zu verlieren, «dass wir eine komplette Transformation von Nutztierhaltung und Fleischwirtschaft brauchen. Biodiversitäts- und Umweltschutz müssen mit bedacht werden, denn Tierwohl endet nicht beim Nutztier im Stall oder im Tiertransporter».
dpa/lni
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