„Aktuell zögern viele
Betriebe beim Umstieg auf den Ökolandbau, da ihnen die Unsicherheiten im
Ökomarkt derzeit zu groß sind“, sagte die Ministerin am Dienstag (26.7.) anlässlich der Eröffnung der
BioFach in Nürnberg und verwies auf die extremen Preissprünge bei landwirtschaftlichen Produkten in Folge des Ukraine-Krieges.
Der Preisanstieg sei zwar bei konventionell erzeugten Produkten stärker gewesen als bei Ökoprodukten, mache eine Umstellung dennoch schwer kalkulierbar. Hinzu komme die Verunsicherung der Landwirte aufgrund der neuen Gemeinsamen
Agrarpolitik (GAP), die zukünftig auch von Ökobetrieben deutlich mehr an
Umweltleistungen verlange als bisher.
„Die aktuellen Signale des Ökomarkts sind leider definitiv nicht dazu geeignet, Betriebe zur Umstellung zu bewegen“, stellte die Ministerin fest. Erstmals seit vielen Jahren seien auch die Einzelhandelsumsätze mit Ökolebensmitteln zuletzt rückläufig gewesen. Die Ministerin appellierte an die Verbraucher, gezielt heimische
Bioprodukte nachzufragen.
Auf Herkunft achtenDer
Ökolandbau könne nur wachsen, wenn sich auch der Markt für Ökoprodukte entsprechend weiterentwickle. „Wir können den Ökolandbau nicht von oben herab verordnen; es braucht eine ausgewogene Balance von Angebot und Nachfrage“, unterstrich die Ressortchefin. Auch der Vorsitzende des Ökoausschusses im Bayerischen
Bauernverband (BBV), Ralf Huber, nahm die
Konsumenten in die Pflicht.
„Ich kann die Verbraucherinnen und Verbraucher nur ermutigen, beim Lebensmitteleinkauf weiter auf die Herkunft der Produkte zu achten“, erklärte Huber. Die Herausforderung bestehe nun darin, die Wertschätzung für hochwertige
Lebensmittel nicht „auf der
Jagd nach den günstigsten Preisen zu opfern“. Laut Huber liegen die Umsätze von Bio-Frischeprodukten indes noch immer um 35 % über dem Niveau vor der Corona-Pandemie.
Flächenanteil über 13 ProzentNach Angaben des Münchener Landwirtschaftsministeriums ist der Biosektor in Bayern auch im vergangenen Jahr weiter gewachsen. Im Freistaat hätten 2021 rund 570 Betriebe auf ökologischen
Landbau umgestellt; das sei gegenüber dem Vorjahresstand ein Zuwachs von 5,2 %.
Die ökologisch bewirtschaftete Fläche sei im vorigen Kalenderjahr sogar um 24.000 ha beziehungsweise 6,2 % ausgedehnt worden. Da auch in diesem Jahr weitere Betriebe auf den Ökolandbau umgestellt hätten, bewirtschafteten „im bundesweit größten Ökoland“ mittlerweile rund 11.700 Biobetriebe mehr als 411.000 ha, so das Agrarressort. Der Anteil an der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Bayern betrage inzwischen mehr als 13 %.
Wichtiger Impulsgeber für den
Ausbau des Ökolandbaus in Bayern ist dem Ministerium zufolge das Landesprogramm „BioRegio 2030“. Ziel sei es, das erfolgreiche bayerische Bio-Siegel noch stärker am Markt zu positionieren und den Einsatz von regionalen und ökologischen Produkten in den staatlichen Kantinen auf 50 % zu steigern.
Klare Vorgaben für Bio angemahntAus Sicht des Ersten Vorsitzenden der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ), Hubert Heigl, wäre mehr Bio in Kitas und Seniorenheimen, Wirtshäusern und Restaurants ein starker Hebel, um das Ziel von 30 % Bio in Bayern bis 2030 zu realisieren. Es werde Zeit, den Hebel endlich mit Schwung in Bewegung zu setzen, in der Gemeinschaftsverpflegung wie auch im Hinblick auf die Individualgastronomie“, mahnte Heigl.
Ein wichtiger Impuls für mehr Bio in den Küchen müsse aus der Politik kommen. Besonders im Verantwortungsbereich der öffentlichen Hand seien klare Vorgaben für den Einsatz von Biolebensmitteln nötig. Konkret denkt Heigl dabei an Vorgaben für den Bio-Warenanteil plus eine entsprechende, langfristig angelegte Beratung der Küchenleiter zur Verwendung von Biolebensmitteln wie auch zur Kommunikation des Angebots an die Tischgäste.
Die bayerische Regierung, die Kommunen und auch alle anderen Träger von Verpflegungseinrichtungen, wie zum Beispiel die Kirchen, haben es laut dem LVÖ-Vorsitzenden in der Hand: „Mit einem klaren Bekenntnis zu mehr Bio in der Gemeinschaftsverpflegung und einer konsequenten praktischen Umsetzung schaffen sie gesellschaftlich erwünschte Realitäten.“