Die Mineralölindustrie kann ab Beginn des kommenden Jahres Benzin mit einem Anteil von zehn Prozent
Bioethanol anbieten, hat aber offenbar Schwierigkeiten, das so genannte E10 rechtzeitig auszuliefern. „Wenn es zu Verzögerungen kommt, ist dies möglicherweise auch den ungünstigen Witterungsbedingungen geschuldet“, sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB). Deutliche Preisaufschläge auf den neuen Kraftstoff E10 sind aus seiner Sicht sachlich nicht gerechtfertigt. „Da Benzin bereits jetzt E5 enthält, also bis zu fünf Prozent Ethanol, ist die Steigerung auf zehn Prozent gering und kann keine höheren Preise begründen. Neue technische Anlagen müssen auch nicht angeschafft werden, denn die Vorrichtungen zur Beimischung sind wegen E5 schon vorhanden. Natürlich können die fünf großen Mineralölkonzerne die Preise für E10 anheben, dann aber nur, um höhere Gewinne einzufahren.“ Der rechnerische Mehrverbrauch für den Verbraucher durch E10 ist in der Praxis nicht messbar.
Ab dem kommenden Jahr gilt für
Biokraftstoffe ein neues Gesetz, das die nachhaltige Produktion von Bioethanol und Biodiesel regelt. Danach müssen Biokraftstoffe mindestens 35 Prozent weniger
Treibhausgase emittieren als fossile Kraftstoffe. Gemessen wird der Ausstoß von Treibhausgasen ab dem Anbau der Pflanze, die als Rohstoff dient. Damit fließen auch Düngung, Treibstoffverbrauch der Landwirte sowie die gesamten Emissionen innerhalb der Transportkette und der Verarbeitung in die Berechnungen mit ein. Die großen deutschen Ethanolproduzenten optimieren kontinuierlich ihre Produktionsprozesse. Ergebnis: Ihre Produkte verringern den Ausstoß von Treibhausgasen um 60 bis 80 Prozent im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen.
Zusätzlich verbietet das neue Gesetz den Anbau von Pflanzen für Biokraftstoffe auf besonders schützenswerten Flächen. Damit wird vermieden, dass zum Beispiel Regenwälder oder Torfmoore für die Biokraftstoffproduktion zerstört werden. Unabhängige Zertifizierer überprüfen, ob die Anforderungen des Gesetzes eingehalten werden. „Wir fordern, dass sich weltweit die gesamte landwirtschaftliche Produktion Regelungen zur
Nachhaltigkeit unterzieht. Sonst werden die zertifizierten Flächen für Biokraftstoffe genutzt und der Raubbau an der Natur geht für die Lebensmittelproduktion weiter“, sagte Baumann. (vdb)