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10.05.2023 | 10:47 | Aktueller Rat Pflanzenschutz 

Getreideanbau: Nerven für Drahtseilvariante?

Karlsruhe - „Winterweizen schiebt mittlerweile im gesamten Beratungsgebiet das letzte Blatt,“ so das renommierte Bruchsaler Pflanzenschutz-Beratungstandem C. Erbe und L. Merkle für den Landkreis Karlsruhe.

Gelbrost
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(c) G. Münkel_LWA Rhein-Neckar
Aus Sicht der beiden Pflanzenschutzexperten eine gute Zeit um anstehende Fungizidanwendungen zu planen. Zusätzlich bringen die beiden Beratungsfachleute an dieser Stelle ins Spiel, dass die Durchführung von Herbizidmaßnahmen mit reinen Bodenwirkstoffen - wie sie in Sojabohnen und Mais zum Einsatz kommen können - unter den derzeit feuchten Bedingungen sinnvoll ist.

Winterweizen:

Im späten Weizen ist das Fahnenblatt noch zusammengerollt in der Blattscheide vorzufinden. Im frühen Weizen ist es meist schon voll entfaltet. Durch Fungizidapplikationen werden nun die ertragsbildenden Blätter voll getroffen und somit geschützt. Jetzt gilt es die oberen 2 Blätter gesund zu erhalten.

Die Situation bei Septoria tritici ist weiterhin unverändert. Bislang konnte die Krankheit auf den von uns beobachteten Schlägen nicht auf den 3 obersten Blättern vorgefunden werden. Mehltau ist derzeit eher von untergeordneter Bedeutung, da das Pflanzenwachstum rapide voranschreitet. Gelbrost nimmt zu. Vermehrt sind nun auch die typischen kreisrunden Befallsstellen auf Schlägen sichtbar. In hoch anfälligen Sorten (Pep) ist Braunrost vorhanden. Bis Ende April waren die Infektionsbedingungen für Braunrost eher schlecht. Mit zunehmenden Temperaturen hat sich dies geändert.

Die nachfolgenden Behandlungsstrategien basieren auf der Annahme, dass noch keine Vorlage mit einem Fungizid vor Erscheinen des Fahnenblattes erfolgte.

Szenario 1:

Gelbrost oder andere Blattkrankheit auf obersten 3 Blättern vorhanden, „Fusariumrisikoschlag“, (anfällige Vorfrucht wie Mais oder Zuckerrüben, nicht wendende Bodenbearbeitung, fusariumanfällige Sorte mit BSA Einstufung >4), bisher keine Fungizidvorlage
  • Behandlung mit 80% der Aufwandmenge eines Azol-Carboxamid-(Strobilurin)- Präparates (z.B. Ascra Xpro, Elatus Era, Revytrex+Comet)
  • Folgebehandlung: Feuchtwarme Bedingungen zur Blüte: Folgebehandlung zur Blüte mit Osiris MP oder Prosaro; Trockene Bedingungen zur Blüte: Folgebehandlung mit Schwerpunkt auf Braunrost mit tebuconazolhaltigem Mittel.
Szenario 2:
  • Gelbrost oder andere Blattkrankheit auf obersten 3 Blättern vorhanden, kein „Fusariumrisikoschlag“, bisher keine Fungizidvorlage
  • Behandlung mit 100% der Aufwandmenge eines Azol-Carboxamid-(Strobilurin)- Präparates.
Szenario 3:

Derzeit kein Gelbrost (oder andere Blattkrankheiten) vorhanden, bisher keine Fungizidvorlage
  • Fungizidbehandlung schieben. Behandlung mit 70% bis 100% der Aufwandmenge eines Azol-Carboxamid-(Strobilurin) zum Ährenschieben sofern Blattkrankheiten auf oberen 3 Blättern vorhanden.
oder
  • Einmalbehandlung in die Blüte mit Schwerpunkt Braunrost/Fusarium („Nerven für Drahtseilvariante“).
  • Bei feuchtwarmen Bedingungen zur Blüte: Behandlung mit Osiris MP oder Prosaro.
  • Bei trockenen Bedingungen zur Blüte: Behandlung mit tebuconazolhaltigem Mittel.
Praxistipps: Eine intensive Bestandesprüfung in kurzen Intervallen ist dieses Jahr mehr denn je Grundvoraussetzung für alle anstehenden Fungizidmaßnahmen. Nachbehandlungen gegen Unkräuter sind je nach Mittel bis Fahnenblattstadium möglich. Gegen Disteln wäre ein U46 M-Fluid möglich, gegen Klettenlabkraut Lodin/Tomigan. Breiter wirksam z.B. in Beständen nach Blühmischungen wäre Ariane C bzw. Mischungen aus Ariane C + M-Mittel.

(Informationen des Landkreis Karlsruhe vom 09.05.2023)
LTZ Augustenberg
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