Wie die Expertin am Mittwoch (15.11.) beim „Ölsaaten-Forum Spezial“ auf der Messe EuroTier in Hannover erklärte, erwartet das amerikanische
Landwirtschaftsministerium (USDA) für
Sojabohnen im laufenden Vermarktungsjahr 2022/23 eine Weltrekordernte, vor allem wegen eines voraussichtlich sehr umfangreichen Aufkommens in Südamerika. Außerdem sei mit einer sehr hohen Weltrapsernte zu rechnen.
Derweil dürfte sich das seit dem Jahrtausendwechsel verzeichnete Wachstum von Chinas Sojanachfrage am
Weltmarkt laut Elvers kaum mehr fortsetzen. Der Einsatz von Sojaschrot im Tierfutter habe dort inzwischen eine Obergrenze erreicht, so die Analystin. Unterdessen seien die Schweine- und
Rinderbestände sowie die Fleischnachfrage in der Europäischen Union rückläufig, so dass auch der hiesige Bedarf an Ölsaaten für den Futtertrog kaum steigen dürfte.
Exporte auf dem Landweg problematischDer Geschäftsführer der Ukrainischen Agrarkonföderation, Pavlo Koval, wies auf die große Bedeutung einer Verlängerung des Abkommens mit Russland über den Schwarzmeerkorridor hin. Bei der Agrarlogistik auf dem Landweg mangele es nämlich an der Kompatibilität mit den Kapazitäten in den EU-Empfängerländern. Diese seien aber neben den Kunden in Asien die wichtigsten Abnehmer von ukrainischen Ölsaaten.
Im laufenden Kalenderjahr hat die Ukraine bis Ende Oktober laut Koval insgesamt 9,4 Mio. t an Ölsaaten und entsprechenden Produkten exportiert. Davon entfielen unter anderem 2,37 Mio. t auf Rapssaat, 2 Mio. t auf Sonnenblumensaat und 971.900 t auf Sojabohnen. Außerdem seien 2,33 Mio. t
Sonnenblumenöl sowie 1,54 Mio. t Ölkuchen und fast 151.500 t Sojaöl im Ausland vermarktet worden.
Deutlich weniger SonnenblumensaatWichtigster Transportweg für ukrainische Ölsaatenausfuhren war Koval zufolge das Schwarze Meer. Über die Häfen der Ukraine seien von Januar bis Ende Oktober 2022 insgesamt 5,29 Mio. t Ölsaaten ausgeführt worden, gefolgt von Lkw-Transporten im Umfang von 1,99 Mio t und von Lieferungen auf dem Schienenweg von 1,89 Mio. t.
Mit Blick auf die ukrainische Ölsaatenproduktion bezifferte der Fachmann die diesjährige Ernte an Sonnenblumensaat auf 10,5 Mio. t; das wären 5,9 Mio. t oder 36 % weniger als im Vorjahr. Davon seien mit Stand vom 3. November bereits rund 9 Mio. t geerntet worden. Das Sojaaufkommen sieht Koval dagegen auf dem Vorjahresniveau von 3,5 Mio. t, wovon die Landwirte bis zum Stichtag 3,1 Mio. t von den Feldern geholt hätten. Die Produktion von Rapssaat taxierte er auf 3,16 Mio. t; dies würde im Vorjahresvergleich sogar einem Zuwachs von 224.000 t oder 7,6 % entsprechen.
Größere Lieferungen in die EUDie Ölsaatenexpertin der
Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI), Wienke von Schenck, hob mit Verweis auf Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (
Eurostat) hervor, dass die Ukraine im Juli und August dieses Jahres deutlich mehr Raps, Sonnenblumensaat, Sojabohnen sowie deren Nachprodukte und Hülsenfrüchte in die EU geliefert habe als im vergangenen Jahr.
Sie bezifferte die betreffende Menge für Juli 2022 auf insgesamt 635.000 t, nach nur 226.000 t im Vorjahresmonat. Damit sei auch das Fünfjahresmittel für den Monat Juli deutlich übertroffen worden, nämlich um 242.000 t. Im August habe die Ukraine ihre Lieferungen in die EU sogar auf 856.000 t der betreffenden Warengruppe ausgeweitet. Auch damit seien die Mengen des Vorjahresmonats und des langjährigen Durchschnitts deutlich übertroffen worden, erklärte von Schenck.