Erste beziehungsweise weitere Seuchenfälle in Nutztierhaltungen wurden diese Woche aus Polen, Dänemark und den Niederlanden gemeldet. Auch in Deutschland mussten neue Bestände gekeult werden.
Das Brandenburger Verbraucherschutzministerium bestätigte diese Woche zwei Fälle der Geflügelpest vom Typ
H5N1 in einem Nutzgeflügelbestand im Landkreis Spree-Neiße. Betroffen waren dort mehr als 200 Enten, Gänse und Hühner, die zuvor Krankheitssymptome gezeigt hatten. Kurz danach folgte ein weiterer Geflügelpest-Fall in einer kleineren Haltung im schleswig-holsteinischen Landkreis Steinburg.
Brandenburgs Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher zeigte sich nach dem ersten Fall in ihrem Bundesland besorgt, dass die Geflügelpest so früh im Herbst bei Nutzgeflügel festgestellt worden sei, bevor überhaupt ein Wildfund das Aufkommen der
Seuche angezeigt habe. Die Ursache für die Infektion in Spree-Neiße ist ihr zufolge derzeit noch unklar. Nonnemacher appellierte daher erneut eindringlich an alle
Geflügelhalter im Land, die Biosicherheitsmaßnahmen einzuhalten und Kontakt zwischen Wildvögeln und dem gehaltenen Geflügel zu vermeiden.
Nach Einschätzung des baden-württembergischen Landwirtschaftsministers Peter
Hauk könnten die bisher registrierten Geflügelpestfälle in Haus- und Wildgeflügelbeständen nur der Auftakt eines größeren Seuchengeschehens in den kommenden Wochen und Monaten sein. Er rief die Halter im Land auf, schon jetzt tätig zu werden und die erforderlichen vorbeugenden Maßnahmen zu ergreifen, um einen Seucheneintrag in Geflügelbestände und Vogelhaltungen zu verhindern.
Viele infizierte Wildvögel
Unterdessen ist die hochansteckende Vogelgrippe nach Monaten Ende Oktober wieder in einem dänischen Nutztierbestand aufgetreten. Nach Angaben der staatlichen Veterinär- und Lebensmittelbehörde handelt es sich um einen größeren Putenmastbetrieb mit rund 28.000 Tieren in der Gemeinde Slagelse im Westen Seelands. Nur zwei Tage später wurde ein zweiter Fall in einem Kleinbestand unweit vom ersten Herd gemeldet.
Der letzte Ausbruch der Geflügelpest in der dänischen Landwirtschaft war am 5. Juli verzeichnet worden. Seit September wurden zudem mehr als 50 Funde infizierter Wildvögel gemeldet. In Polen wurde die Geflügelpest diese Woche ebenfalls in zwei Nutztierhaltungen festgestellt. Nach amtlichen Angaben handelt es sich um große Putenmastbetriebe mit jeweils rund 81.000 sowie 62.500 Tieren in der Wojewodschaft Masowien.
Zuletzt war die
Tierseuche in Polen Anfang August in einem Nutztierbestand ebenfalls in Masowien aufgetreten. Seit Jahresbeginn wurden insgesamt 341 Fälle von Geflügelpest in der polnischen Landwirtschaft verzeichnet. Wie auch in Deutschland war dies einer der stärksten HPAI-Seuchenzüge der vergangenen Jahrzehnte.
Großbestand in Holland gekeult
Zwischenzeitlich verschärfte sich die Seuchensituation auch in den Niederlanden. Dort wurden im Verlauf dieser Woche nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Den Haag bis Freitagmittag auf vier weiteren Geflügelbetrieben, davon zwei Hobbytierhaltungen, Infektionen mit Verdacht auf den HPAI-Virustyp H5 festgestellt. Vorsorglich seien insgesamt mehr als 127.000 Tiere getötet worden.
Der niederländische
Bauernverband (
LTO) ermahnte die Geflügelhalter unter seinen Mitgliedern, auf ihren Betrieben die Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften gründlich zu kontrollieren und dabei „möglichst noch extra-Pünktchen auf das i zu setzen“. Vor allem beim Transport von
Mastgeflügel sei sicherzustellen, dass das Personal, das mit dem Fangen sowie dem Ver- und Abladen der Tiere betraut sei, vor und nach diesen Arbeiten dusche. Außerdem sollte betriebseigene Einmalkleidung getragen werden, mahnte der LTO.
Frankreich bereitet sich vor
Auch Frankreich bereitet sich auf eine weitere Ausbreitung der Tierseuche vor. Angesichts der schnellen Verbreitung in Europa und der saisonalen Vogelzugaktivitäten stufte das
Landwirtschaftsministerium das Risiko eines Ausbruchs im Inland als „hoch“ ein. Damit verbunden ist eine Aufstallpflicht für gewerbliche Geflügelhaltungen. Privatbestände müssen zumindest mit Netzen vor dem Kontakt mit Wildvögeln geschützt werden.
In Risikogebieten dürfen zudem keine Messen und ähnliche Veranstaltungen mit Geflügel veranstaltet werden und die
Hygienevorschriften werden verschärft; außerdem gelten Auflagen für den Transport von Vögeln sowie den Einsatz von Lockvögeln bei der Jagd. Seit dem 9. September hat es dem Ministerium zufolge in Frankreich insgesamt vier Nachweise der Geflügelpest gegeben, darunter drei Fälle des H5N8-Subtyps in Hinterhofbeständen und Privathaushalten sowie ein Wildtier mit der H7N7-Variante.
Der erst im vergangenen Frühjahr beendete letzte Seuchenzug der Geflügelpest hatte insbesondere im Südwesten des Landes gewütet. Betroffen waren vor allem
Betriebe mit Enten zur Produktion von Stopfleber; insgesamt wurden mehr als 3 Millionen Vögel auf behördliche Anordnung hin gekeult. Von der jüngsten Ausbreitung der Geflügelpest ist derweil auch Italien betroffen. Medienberichten zufolge wurden in der Provinz Verona mittlerweile sechs Ausbrüche bei
Mastputen registriert.