«Neben der Energiewende brauchen wir eine überfällige Agrarwende», sagte der Vorsitzende Hubert Weiger am Donnerstag in Berlin mit Blick auf die Wahlen 2013 im Bund und in den großen Agrar- Ländern Niedersachsen und Bayern. Anders ließen sich Probleme wie der Rückgang von Pflanzenarten, Grundwasserbelastungen und der massive Einsatz von
Antibiotika in Großställen nicht lösen.
Laut einer vom BUND, der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung und der Zeitung «Le Monde diplomatique» vorgelegten Datensammlung ist der Fleischkonsum in Industrieländern viel höher als in armen Ländern.
«Wir essen auch auf Kosten der Menschen in der Dritten Welt», sagte Barbara Unmüßig, Vorstand der Böll-Stiftung. Ein Drittel der globalen
Agrarflächen sei für die Futterproduktion belegt, in Argentinien oder Brasilien müssten Kleinbauern dem Anbau von Soja weichen. Die Organisationen forderten, Subventionen für die intensive Fleischproduktion zu streichen und bei der anstehenden Neuregelung der EU-Agrarfinanzierung Zahlungen an strenge Umwelt- und Tierschutzauflagen zu binden.
Während der Agrarmesse
Grüne Woche in Berlin wollen der
BUND und mehrere weitere Organisationen am 19. Januar mit einer Demonstration unter dem Motto «Wir haben Agrarindustrie satt!» protestieren. Dazu aufgerufen haben auch Tier- und Verbraucherschutzverbände.
Weiger warf Bundesagrarministerin Ilse
Aigner (CSU) vor, Veränderungen versäumt zu haben. «Es werden weiter neue Megaställe gebaut, deren Förderung Fleisch beim Discounter scheinbar billig macht.» Das Ministerium wies die Kritik zurück. Deutschland unterstütze bei der EU etwa klar das Ziel von mehr Umweltleistungen der Landwirtschaft.
Nach einer in der Datensammlung zitierten Berechnung des Vegetarierbunds Deutschland «verbraucht» jeder Deutsche in seinem Leben im Schnitt 1.094 Tiere. Dies seien 945 Hühner, 46 Puten, 46 Schweine, 37 Enten, 12 Gänse, sowie je vier Rinder und Schafe.
Für die Rechnung wurden Statistik-Daten zu Schlachtgewicht und
Pro-Kopf-Verbrauch sowie eine durchschnittliche Lebenserwartung von 79,6 Jahren zugrunde gelegt, wie es auf Nachfrage hieß. Enthalten ist den Angaben zufolge nicht nur, was gegessen wird, sondern etwa auch die Nutzung von Knochen für die Produktion von Seife. (dpa)