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17.03.2013 | 18:52 | Wasserversorgung 

Brunnenbau-Programm im Südsudan soll Zukunft sichern

Addis Abeba / Juba - Wer Kinder in westlichen Industrieländern fragt, wo das Wasser herkommt, wird vermutlich zur Antwort bekommen: «aus dem Hahn».

Brunnen
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(c) proplanta
Einmal aufdrehen und Wasser strömt heraus - um es zu trinken, damit zu kochen oder zu waschen. Oft wird vergessen, dass nicht alle Menschen diesen Luxus genießen. In manchen abgelegenen Regionen der Welt müssen Erwachsene und Kinder stundenlang laufen, um den nächstgelegenen Fluss oder Tümpel zu erreichen. Schwer mit Plastikkanistern bepackt marschieren sie dann den ganzen Weg wieder zurück, oft barfuß, über Dornengestrüpp und heißen Boden.

Um an diese dramatische Diskrepanz zwischen den Welten zu erinnern, begehen die Vereinten Nationen seit 20 Jahren immer am 22. März den «Weltwassertag». Ziel ist es, sich an diesem Tag der Bedeutung des Wassers bewusstzuwerden und dazu beizutragen, konkrete Maßnahmen für die weniger Glücklichen umzusetzen.

Beispiel Südsudan, der jüngste Staat der Erde und gleichzeitig eines der ärmsten Länder überhaupt. «Stell dir vor, du bist eine Frau, die jeden Tag bei 50 Grad Wüstenhitze kilometerweit gehen muss, um Wasser zu finden, das meist auch noch völlig verschmutzt ist», heißt es auf der Webseite der Hilfsorganisation «Water for South Sudan» (Wasser für Südsudan). «Auf dem Heimweg schleppst Du einen 25-Kilo-schweren Behälter auf dem Kopf. Deine Kinder laufen den ganzen Weg mit Dir, oder sie warten zu Hause, auf einen Schluck Wasser, ein Bad oder ein gekochtes Essen.»

Um diese Lebensumstände zu erleichtern, gräbt Salva Dut, Gründer der Hilfsorganisation, seit 2002 Brunnen in den unwirtlichsten Gebieten seiner Heimat. «Ich habe mich dazu entschlossen, Wasser zu unserem Fokus zu machen.

Weil die Leute hier kontaminiertes Wasser tranken, ständig krank waren und Parasiten hatten», sagt er. «Die Wasser-Situation in ganz Südsudan war fürchterlich.»

Die Idee kam ihm bei einem Besuch seines Vaters, der an einer schweren Krankheit litt - übertragen durch verunreinigtes Wasser. Denn meist trinken nicht nur Menschen aus den Wasserlöchern, sondern auch das Vieh. In der bräunlichen Brühe finden sich menschliche und tierische Ausscheidungen wie Harn und Kot - ein Tummelplatz für Bakterien.

Mittlerweile haben Dut und seine Mitarbeiter mit ihrem Brunnenbau-Programm 300.000 Menschen in neun Provinzen helfen können. Die Teams kommen mit voll bepackten Lastwagen und schwerem Gerät.

Zuerst sind Untersuchungen der Erde nötig, Entscheidungen zum Standort des Brunnens werden in Absprache mit den Dorfbewohnern gefällt. Oft muss Dutzende Meter tief gebohrt werden, um auf sauberes Wasser zu stoßen.

Aber das Ergebnis lohnt alle Mühen: Sauberes Trinkwasser hat nicht nur einen Rückgang der Krankheitsfälle zur Folge - ganze Dörfer können nun besseren Zeiten entgegenblicken.

Denn bis Salva Duts Organisation, hauptsächlich mit Spendengeldern aus den USA, ihre Arbeit aufnahm, lebten viele Südsudanesen fast wie Nomaden. Ständig zogen sie durch die dürren Trockengebiete, immer auf der Suche nach einem Wasserloch oder einem noch nicht versiegten Flusslauf. Ein zukunftsorientiertes Leben mit der Möglichkeit, Schulen zu besuchen, Krankenhäuser zu bauen oder auf Märkten Handel zu treiben, war unmöglich.

Nun müssen Kinder ihren Familien nicht mehr bei der Wassersuche helfen. Frauen brauchen nicht mehr den Großteil des Tages mit beschwerlichen Wasser-Märschen zu verbringen. Die Dörfer können sich entwickeln. «Es gibt jetzt Zeit für andere Dinge», bringt es «Water for South Sudan» auf den Punkt. «Dein Dorf baut eine Schule. Ein Lehrer kommt. Deine Kinder können jetzt lernen und haben neue Träume für die Zukunft.»

Aber in anderen Gegenden Afrikas haben die Menschen nicht so viel Glück. Ob in Somalia, Niger, Mali oder Äthiopien - die Beispiele für dürregeplagte, wasserlose Orte nehmen kein Ende. In den ländlichen Gebieten Äthiopiens haben UN-Angaben zufolge rund 66 Prozent aller Einwohner bis heute keinen Zugang zu sauberem Wasser, in Somalia sind es sogar 77 Prozent. Und Durst ist einer der schlimmsten Qualen überhaupt.

Seit 2010 ist reines, nicht krankmachendes Wasser ein Menschenrecht - so hat es die UN-Vollversammlung entschieden. Die Wirklichkeit sieht auch drei Jahre danach vielerorts anders aus. (dpa)
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