Verschärft hat sich die Trockenheit neben Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien auch in den Benelux-Staaten, im Vereinigten Königreich und in Irland sowie in Rumänien, Ungarn und der Ukraine. In den übrigen Ländern ist die
Dürre laut der Beobachtungsstelle stabil; lokale Verbesserungen werden für den Süden Tschechiens, das nördliche Österreich und begrenzte Regionen im zentralen Frankreich gemeldet.
Erhebliche Niederschlagsdefizite weist die EDO unter anderem für große Teile Spaniens und Süddeutschlands aus. Auch nördlich der französischen und schweizerischen Alpen hat es in den zurückliegenden drei Monaten viel zu wenig geregnet; das gleiche gilt für Moldawien und angrenzende Regionen der Ukraine sowie ein großes Gebiet vom südlichen Polen bis zum Norden Serbiens. In einem Großteil Europas sind die Böden spürbar trockener als üblich, hiervon sind Teile Schwedens und Norwegens ebenfalls betroffen.
Trinkwasserreserven gehen zurückErnteeinbußen sind nach Angaben der Gemeinsamen Forschungsstelle der
EU-Kommission (JRC) vor allem bei Körnermais,
Sojabohnen und Sonnenblumen zu erwarten. Die Experten gehen davon aus, dass die betreffenden Aufkommen im Vergleich zum Mittel der vergangenen fünf Jahre um 16 % beziehungsweise 15 % sowie 12 % kleiner ausfallen werden.
In Frankreich müssen laut dem Bericht in mehr als 100 Gemeinden mittlerweile Tankwagen für die Trinkwasserversorgung eingesetzt werden. Kritisch werde die Situation zudem für die Kühlwasserversorgung der Atomkraftwerke an der Garonne und der Rhone. In Spanien sind die Reserven in den Wasserspeichern laut EDO auf etwa 58 % der normalen Kapazität geschrumpft, in einigen südlichen Regionen sogar auf nur noch 30 %.
Schäden nach Unwettern in ÖsterreichDerweil gab das britische
Landwirtschaftsministerium (DEFRA) weitere Unterstützungsmaßnahmen bekannt, um den Landwirten bei der Bewältigung der Auswirkungen der trockensten Witterung seit Jahrzehnten zu helfen. So wurden die Regelungen für
Agrarumweltmaßnahmen gelockert, um die
Versorgung der Viehbestände zu erleichtern.
Die Regelungen gelten bis Jahresende. Nun können Farmer auch Flächen aus diesen Programmen zur Beweidung oder
Mahd nutzen, um Engpässe bei Einstreu, Futter, Weide- oder Futterpflanzen zu beheben. Zudem können Pufferstreifen und Feldecken frühzeitig geschnitten werden. Ressortchef George Eustice stellte fest, dass viele Landwirte besorgt über die Wasserversorgung und die Auswirkungen auf ihre Ernten und ihren Viehbestand seien.
Die befristeten Erleichterungen gäben ihnen die nötige Flexibilität, um darauf zu reagieren. Unterdessen richteten in Österreich am Freitag (19.8.)
Unwetter erhebliche Schäden in der Landwirtschaft an. Die Österreichische
Hagelversicherung bezifferte den Gesamtschaden auf 2 Mio Euro. Betroffene sind insbesondere Bezirke in Kärnten und in der Steiermark. Durch den orkanartigen Sturm seien Folien- und Glashäuser, Obst beziehungsweise Wein unter Netzanlagen sowie Mais geschädigt worden.
„Ernste Bedrohung“ für die ErnährungssicherheitIn China warnten jetzt die Behörden, dass die Rekordtemperaturen eine „ernste Bedrohung“ für die Ernten und die Ernährungssicherheit darstellten. Seit Beginn der
Wetteraufzeichnungen im Jahr 1961 wurde im Reich der Mitte noch nie ein so heißer Sommer verzeichnet wie aktuell, und zwar sowohl hinsichtlich der Dauer also auch des Ausmaßes.
Der Jangste-Fluss, das wichtigste Trinkwasserreservoir des Landes, ist an vielen Stellen ausgetrocknet und zeigt einen rissigen Boden. Problematisch ist die Dürre insbesondere für den wasserintensiven Reis- und Sojaanbau. Vor diesem Hintergrund mahnten die Regierung und die Wetterbehörde am Dienstag (23.8.), Maßnahmen zum Schutz der Kulturen zu ergreifen und jeden Tropfen Wasser sparsam zu verwenden.
„Die rasche Ausbreitung der Dürre, verschärft durch hohe Temperaturen und Hitzeschäden, stellt eine ernsthafte Bedrohung für die landwirtschaftliche Herbstproduktion dar“, erklärte das Pekinger Agrarressort. In der jüngsten
Hitzewelle wurden im Südwesten des Landes bis zu 45 Grad am Tag und 35 Grad als Tiefsttemperatur in der Nacht gemessen. Meteorologen zufolge ist ein Ende dieser „historischen“ Hitze- und Dürrewelle nicht absehbar.
Hilfe bei der AnpassungIn Deutschland hält die Trockenheit ebenfalls flächendeckend an. Die jüngsten Niederschläge werteten Fachleute als den „Tropfen auf den heißen Stein“. Laut dem Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) hat sich die „außergewöhnliche Dürre“ in etwa 1,80 m Bodentiefe weiter verschärft. Lediglich in den Bodenschichten bis 25 cm Tiefe entspannte sich die Situation in Süddeutschland und in einzelnen Teilen im Osten des Bundesgebiets durch den zuletzt gefallenen punktuellen Regen leicht.
Bayerns
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber sicherte angesichts der anhaltenden Trockenheit den Landwirten zu, dass der Freistaat an ihrer Seite stehe. Während die Niederschläge zuletzt die Situation in Südbayern leicht entspannt hätten, seien diese im Norden des Bundeslandes weitgehend ausgeblieben.
„Dieser Sommer zeigt uns erneut, wie massiv der
Klimawandel die Landwirtschaft in Bayern trifft“, betonte die Ministerin. Angesichts der zunehmenden
Klimaveränderung lasse die Landesregierung die
Betriebe nicht allein, sondern unterstütze sie bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Kaniber nannte dabei die „Anpassungsstrategien an den Klimawandel und Klimaschutz“, das Thema
Ackerbau in Trockenlagen oder den Erhalt und Aufbau der Humusgehalte im Boden.
Trinkwassernotstand ausgerufenVor den weitreichenden Folgen eines ungebremsten Klimawandels in Nordrhein-Westfalen für die Bevölkerung warnte indes
Umweltminister Oliver Krischer. „Die Klimakrise trifft uns mit voller Wucht“, unterstrich der Grünen-Politiker am Freitag (26.8.) in Duisburg bei der Vorstellung des aktuellen Hydrologischen Status-Berichtes des Landesamtes für Natur, Umwelt und
Verbraucherschutz (LANUV). Schon jetzt sei 2022 gemessen an der durchschnittlichen Temperatur von Januar bis Juli das drittwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881.
Bedingt durch die große Trockenheit in Nordrhein-Westfalen gilt seit dem vorigen Donnerstag in den zum Wasserbeschaffungsverband (WBV) „Am Wiehen“ gehörenden Kommunen Löhne, Hüllhorst, Hille und Bad Oeynhausen mit sofortiger Wirkung der Trinkwassernotstand.
Damit sind nicht notwendige Arten der Trinkwassernutzung verboten; dazu zählen die Poolbefüllung, die Bewässerung von Rasenflächen und Gärten, die Reinigung von Hofeinfahrten und das Autowaschen. Das rheinland-pfälzische Umweltministerium meldete am Freitag Blaualgen-Höchstwerte an der Mosel und riet von der Gemüsebewässerung und vom Verzehr von Fischen aus diesen Gewässern ab.