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24.11.2023 | 08:16 | Waldbericht 

Dem Wald geht es weiter schlecht - Hoffnungsschimmer für 2024

Düsseldorf - Obwohl der Sommer reich an Regen war, gibt es für den Wald in Nordrhein-Westfalen noch keine Entwarnung.

Waldzustandsbericht
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Im Sommer hat es viel geregnet. Da müsste es dem Wald doch besser gehen, könnte man denken. Das ist aber leider noch nicht der Fall, wie der neue Waldbericht für NRW zeigt. (c) proplanta
Nur noch ein Viertel der untersuchten Bäume habe dichte, gesunde Baumkronen und weise keinen Verlust von Nadeln und Blättern auf, sagte Landwirtschafts- und Forstministerin Silke Gorißen (CDU) am Donnerstag in Düsseldorf bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2023. Damit sind weniger Bäume als noch im Vorjahr (28 Prozent) in NRW vollständig gesund. Drei Viertel der Bäume weisen mittlere bis starke Verluste von Nadeln und Blättern auf.

Verregneter Sommer: Nach den früheren Dürrejahren hatten die Waldbäume laut Bericht dieses Jahr kaum Wasserstress. Trotz des nassen Sommers habe sich die Wetterlage nicht positiv auf das Ergebnis des diesjährigen Waldzustandsberichts ausgewirkt, sagte Gorißen. Vielmehr hätten die Hitze und Trockenheit des Vorjahres 2022 weiter negative Folgen für das Wachstum von Blättern und Knospen.

Hoffnung auf eine Verbesserung des Waldzustands machte der Waldbauexperte des Ministeriums, Ralf Petercord, aber für das kommende Jahr, weil die Baumknospen wegen des vielen Regens 2023 gute Bedingungen für ihre Entwicklung 2024 hätten. Es komme aber auch darauf an, wie trocken das nächste Jahr werde.

Blick in den Boden: Der Wassermangel der Vorjahre wirkte sich noch auf den Wasserhaushalt in tieferen Bodenschichten und das Grundwasser aus. Und auch wenn die Einträge von Stickstoff, Säuren und Schwermetallen in den vergangenen 40 Jahren deutlich zurückgegangen sind, sind die Spätfolgen oft noch eine zusätzliche Belastung für den Boden. Auch die Verluste an Wurzelmasse aus den Dürrejahren können laut Gorißen nicht in wenigen Monaten mit günstigen Witterungsbedingungen wieder ausgeglichen werden.

Hoffnung für die Fichte: Ein Silberstreif ist dem Bericht zufolge, dass zumindest die Massenvermehrung der Fichtenborkenkäfer abnimmt. Der Grund: Ein großer Teil der älteren Fichten ist inzwischen bereits abgestorben, die jungen Fichten sind vitaler. Dennoch sind mehr als 140.000 von rund 935.000 Hektar Wald in NRW geschädigt. Davon sind die meisten Bäume Fichten. «Wir erleben aktuell die größten flächigen Waldschäden seit dem Bestehen Nordrhein-Westfalens», sagte Gorißen. In niederen Lagen ist die Fichte inzwischen fast vollständig verschwunden. Allerdings nimmt die Menge an Schadholz seit mehreren Jahren ab.

Weniger Waldbrände: Eine gute Nachricht für den Wald ist auch, dass es wegen der feuchten Witterung dieses Jahr weniger Waldbrände gab. 2023 seien 20 Waldbrände auf acht Hektar gezählt worden, im sehr trockenen und heißen Jahr 2022 habe es mehr als 200 Waldbrände auf insgesamt knapp 75 Hektar gegeben, sagte die Ministerin.

Sorgenbaum Eiche: Der Zustand der Eiche hat sich deutlich verschlechtert. Die Eiche leidet nach Worten Gorißens besonders unter Schädlingen. Nur sieben Prozent der Eichen sehen gesund aus, 2022 waren es noch doppelt so viele. Mehr als die Hälfte zeigen einen deutlichen Verlust von Blättern. Aber auch der Buche und der Kiefer geht es schlechter als im Vorjahr. Nur jede fünfte Buche und zwölf Prozent der Kiefern sind noch gesund.

Wiederbewaldung: Nach Schätzungen sind etwa ein Viertel der Schadflächen wiederbewaldet. Auf Waldspaziergängen seien jetzt schon wieder junge, neu gepflanzte Bäume zu sehen, sagte Gorißen. Dafür können Waldbesitzer eine Prämie bekommen. Für 400 gepflanzte Bäume gibt es 800 Euro Unterstützung pro Hektar. Das Land setzt künftig auf klimaresistente Mischwälder. Dazu gehören zwar auch einheimische Baumarten. Experimentiert wird in NRW aber auch mit Exoten wie der Libanonzeder, dem nordamerikanischen Mammutbaum oder Tannen aus dem Kaukasus.

Wald und Jagd: Tim Scherer, Leiter des Landesbetriebs Wald und Holz, unterstrich die Bedeutung der Jagd für die Wiederbewaldung. Ein neuer klimastabiler Mischwald könne nur wachsen, wenn der Bestand an Rehen oder Rotwild nicht zu hoch sei. Denn das Wild fresse besonders gern die neuen seltenen Baumarten wie etwa Esskastanien. «Es ist so wie die Praline im allgemeinen Brot», sagte Scherer.

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu NRW) forderte erneut für den Schutz der biologischen Vielfalt und des Klimas mehr Wälder ohne jegliche Holznutzung. Zehn Prozent der Gesamtwaldfläche in NRW sollten nach Ansicht des Nabu «in Wildnisentwicklungsgebiete umgewandelt werden».

Rund ein Drittel der NRW-Landesfläche ist mit Wald bedeckt. Davon sind 63 Prozent in Privatbesitz. Der Wald in NRW besteht zu 58 Prozent aus Laubbäumen, meist Buchen und Eichen. Auf 42 Prozent der Waldfläche wachsen Nadelbäume, vor allem Fichten. Nächstes Jahr sollen die Ergebnisse einer neuen Waldinventur vorliegen.
dpa/lnw
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