Dem am Freitag in Mainz vorgestellten Waldzustandsbericht 2023 zufolge gelten 85,2 Prozent der Bäume im Land als geschädigt. Das sind noch einmal vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Deutlich geschädigt sind der Erhebung zufolge mittlerweile rund 46 Prozent der Bäume, das ist der höchste Wert der vergangenen 39 Jahre. «Auch 2023 haben wir keine guten Nachrichten», fasste Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) die Ergebnisse zusammen. Der Wald sei aktuell «ein Patient».
Auch der Blick auf einzelne Baumarten zeigt die ganze Tragweite: Dem Bericht nach sind nur noch knapp acht Prozent der Eichen frei von Schadmerkmalen, bei den Buchen sind es knapp zwölf Prozent. Bei den stark unter
Borkenkäfern leidenden Fichten sind seit der vergangenen Erhebung mehr als 14 Prozent der Bäume abgestorben, das war laut Umweltministerium das fünfte Jahr in Folge ein überdurchschnittlich hoher Wert.
Für den Waldzustandsbericht wurden zwischen dem 17. Juli und dem 4. August dieses Jahres an 152 Punkten 3.648 Bäume auf sichtbare Schäden hin begutachtet. Im Vorwort heißt es: «Der Waldzustandsbericht 2023 ist ein weiteres Mahnmal der Folgen des Klimawandels.» Von einer Entspannung der Situation könne keine Rede sein. Ausbleibende Niederschläge zu für die Pflanzen wichtigen Zeiten, verbunden mit hohen Temperaturen und der chronischen Belastung durch
Luftschadstoffe setzten den Wald weiter unter Stress, «daran ändert auch ein relativ nasser Sommer nichts».
Eder sagte, in den vergangenen sechs Jahren habe es nur 2021 in den wichtigen Vegetationsphasen eine für die Bäume vorteilhafte Witterung gegeben, also regelmäßige, verteilte Niederschläge ohne lange und heftige Trockenphasen. Hoffnungsträger seien trotz allem die heimischen Eichenarten. Reine Nadelbaum-Bestände müssten mit einheimischen Laubbaumarten sowie Tannen unterpflanzt werden. Das sei eine «Generationenaufgabe» und werde nur gemeinsam mit Kommunen und privaten Waldbesitzern zu stemmen sein.
Das sieht Stefan Seegmüller von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Trippstadt ähnlich. «Der Klimawandel greift mit brutaler Wucht in unsere Wälder ein», sagte er. Gerade die heimischen Eichenarten kämen trotz aller Schäden aber vergleichsweise gut mit Trockenheit zurecht. «Sie spielen daher eine wichtige Rolle im Wald der Zukunft.»
Rheinland-Pfalz kommt ihm zufolge auf rund 160.000 Hektar an Eichenwäldern. Die Eiche mache im Land 20 Prozent des Baumbestandes aus - doppelt so viel wie in ganz Deutschland. Sie bildeten einen der artenreichsten Lebensräume. Allerdings gelte es den Eichenprachtkäfer im Auge zu behalten. Dieser habe zuletzt schon nennenswerte Schäden etwa in hessischen Wäldern, vor allem in Mittelhessen, verursacht.
In Rheinland-Pfalz seien zuletzt rund 120 Hektar vor allem am Mittelrhein betroffen gewesen, sagte Friedrich Engels von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft. Der Käfer habe sich auch hierzulande ausgebreitet, noch könne aber eine
Massenvermehrung verhindert werden - etwa, indem einzelne befallene Bäume aus dem Wald geholt würden.