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27.01.2015 | 11:00 | Campylobacter-Infektionen 

Hähnchenfleisch aus dem Supermarkt birgt Gefahren

Stuttgart/Hohenheim - Immer mehr Deutsche greifen zu Geflügelfleisch. Der Pro-Kopf-Verbrauch wurde 2013 auf 19,4 kg beziffert. Damit einhergehend steigt auch die Gefahr der Infektion mit Campylobacter.

Geflügelfleisch Campylobacter-Infektionen
Campylobacter sind inzwischen die häufigste Ursache für bakterielle Magen-Darm-Erkrankungen - noch vor Salmonellen. (c) proplanta
Bereits 2011 wurde in Proplanta im Artikel "Campylobacter-Infektionen auf dem Vormarsch" auf die Zunahme von Durchfallerkrankungen infolge Campylobacter-Infektionen hingewiesen. Alarmierend ist die Tatsache, dass laut dem ARD Verbrauchermagazin Plusminus ca. 50 % der Stichproben aus Supermärkten, Discountern und Co. diese gefährlichen Keime aufweisen (vgl. Geflügelfleisch - Gefährliche Keime breiten sich aus Hähnchenfleisch birgt viele Gefahren, Antibiotikaresistente Keime auf Hähnchenfleisch-Proben sind nichts Neues). Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) testet Proben im Schnitt 30 bis 40 Prozent positiv (s. Hähnchen häufig mit Salmonellen und Campylobacter belastet). Bei höheren Temperaturen im Sommer können es sogar bis zu 100 Prozent sein.

Mit jährlich rund 200.000 Fällen beim Menschen sind Krankheiten durch das Bakterium die am häufigsten gemeldete lebensmittelbedingte Erkrankung in der Europäischen Union. Die Dunkelziffer liegt viel höher.

Der Verband der Geflügelwirtschaft führt die Keimbelastung generell auf Naturprodukte zurück. Der Lebensmittelhygieniker Dr. Gero Beckmann hingegen macht die Haltungsform und Schlachtung der Tiere für das verstärkte Auftreten des gefährlichen Keims verantwortlich. Bei Massentierhaltung käme es teilweise zum Befall ganzer Bestände, da die Tiere auf engstem Raum in ihrem eigenen, bakterienhaltigen Kot herumtreten. Einen weiteren Grund sieht er in den automatisierten Schlachtungen, bei denen bis zu vier Tieren pro Sekunde zerlegt werden. Durch das enorme Arbeitstempo können die Keime aus dem Darm der Schlachttiere, in diesem Fall Campylobacter, auf das gesamte Schlachtprodukt verteilt werden.

Nach Aussage des Landwirtschaftsministeriums läge die Verantwortung bei den Lebensmittelunternehmen, nur sicher Lebensmittel zum Verkauf zu bringen. Da dies aber bei Geflügelfleisch nicht der Fall ist, dürfen strenggenommen laut Beckmann unsichere Lebensmittel gar nicht erst in den Verkehr gebracht werden. Geflügelfleisch, das mit Campylobacter belastet ist, sei jedenfalls nicht sicher. Wenn das flächendeckend quasi geduldet stattfände, dann sei dies eigentlich ein Skandal.

Campylobacter-Infektionen können im Extremfall gefährliche Blutvergiftungen sowie Gelenk- und Nervenentzündungen, bis hin zu Lähmungen, verursachen. Dem Verbraucher bleibt entweder auf Geflügelfleisch gänzlich zu verzichten oder streng auf allgemeine und spezielle Küchenhygiene zu achten.

Fazit: Wichtig zu wissen - nur durchgegartes Fleisch ist sicher. Beim Zubereiten von Geflügel ist Hygiene oberstes Gebot (siehe Proplanta: "Hygiene im Alltag schützt vor Viren und Bakterien")! (Hr)


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Facharzt für Allgemeinmedizin-Sportmedizin,
Dr. med. H. Rüdinger
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