Terminmarkt Weizen
War die Vorjahressaison noch mit recht moderaten Weizenkursen von 180 bis 190 €/t für den vorderen Termin gestartet, so folgte im Verlauf von 2020/21 eine unerwartete Entwicklung. Durch die von Monat zu Monat knapper ausfallenden Getreide- und Weizenbilanzen, ausgelöst v.a. durch den wachsenden Rohstoffhunger Chinas, schossen die Weizenkurse in die Höhe. Chinas Getreideimport schnellte in dieser Saison gegenüber dem Vorjahr um mehr als 30 Mio. t auf 56,5 Mio. t nach oben. In der Spitze notierte der Frontmonat MAI21 in Paris Ende April bei 257,75 €/t.
Optimistische Erwartungen für die neue Ernte 2021/22 ließen die Kurse wieder auf Werte unterhalb der 200 €/t-Marke abkühlen. Anfang Juli notierte der NOV21 im Tief gerade noch knapp über 192 €/t. Die Rücknahme der zu Beginn zu optimistischen Ernteerwartungen weltweit durch Organisationen wie das USDA oder den
IGC (Internationaler Getreiderat, London) drehten die Kursentwicklungen jedoch wieder auf bullisch. Aktuell notiert der NOV21 oberhalb der 250 €/t-Marke. Allerdings fürchten einige Marktakteure, dass die
Kursentwicklung überhitzt sein könnte.
Gute Nachrichten über große Ernteerwartungen auf der
Südhalbkugel (Südamerika, Australien), aber auch die Aufwärtskorrektur der
Ernteschätzung der
EU-Kommission könnten den Kursen wieder einen Dämpfer verpassen. Für Landwirte sollten die hohen Notierungen Anlass geben, sich zumindest von Teilen der Ernte 2021 zu guten Preisen zu trennen.
Braugerste
Die EU-27-Gerstenernte 2021 wird von der Kommission in der Septemberschätzung auf nur 52,4 Mio. t taxiert (Vj. 54,6). Bei
Sommergerste war in wichtigen Regionen eine deutliche Anbaueinschränkung zu beobachten. So wurde nach Zahlen von
Coceral die Sommergerstenfläche in Frankreich um 30% auf 0,540 Mio. ha (Vj. 0,795) eingeschränkt.
Auch in Deutschland (0,299 Mio. ha, Vj. 0,363), Dänemark (0,390 Mio. ha, Vj. 550) und Großbritannien (0,775 Mio. ha, Vj. 1,090) stand weniger Sommergerste auf dem Halm. Ob der vor der Ernte erwartete Braugerstenüberhang in Europa von 0,5 bis 0,75 Mio. t realisiert wurde, ist mehr als fraglich. Denn in Deutschland und vielen anderen Mitgliedstaaten konnte die Ernte nicht das erhoffte Ergebnis erzielen.
Nach den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes fiel die deutsche Sommergerstenernte mit 1,552 Mio. t um 22 % schwächer aus als im Vorjahr. Hinzu kommt nach dem Bericht der Braugerstengemeinschaft, dass die Qualität der Ernte 2021 erheblich zu wünschen übriglässt. Der Vollgerstenanteil wird mit schwachen 86,7% bewertet (Vj. 93,2), so dass sich das Aufkommen an Qualitätsbraugerste auf rund 1 Mio. t reduziert.
Konnte
Braugerste in der zurückliegenden Saison vergleichsweise nur schwache Erzeugerpreise zwischen 16 und 20 €/dt erzielen, starteten die Erzeugerpreise für die Ernte 2021 bereits bei 21 bis 22,50 €/dt. Aktuell werden im Süden im Markt Werte um 23,50 €/dt genannt. Inzwischen ist der Abstand zur
Futtergerste wieder auf rund 5 €/dt angewachsen. Gute Braugerste, so zeichnet es sich ab, scheint trotz gewisser Schwächen am Biermarkt aufgrund der Corona-Pandemie in der Saison 2021/22 gefragt und werthaltig zu sein.