Aufgrund mehrfacher Abwärtskorrekturen im Laufe von 2020/21 durch das USDA drehte die Welt-Getreidebilanz von einer anfänglichen Überschussprognose ins Negative und zeigte sich zum 30.06.2021 mit einem Bestandsabbau von 25 Mio. t auf 609 Mio. t deutlich defizitär.
Eine ähnliche Entwicklung deutet sich für 2021/22 an. Nach den Septemberzahlen des USDA soll die Erzeugung bei 2.277 Mio. t liegen, so viel wie nie zuvor. Der Verbrauch wird mit 2.260 Mio. t immer noch leicht darunter gesehen.
Die Endbestände, die in der ersten Schätzung im Mai noch als steigend eingeschätzt worden waren, werden nach der neuesten Schätzung als eher leicht rückläufig gesehen. Grund dafür war v.a. eine Abwärtskorrektur der Produktionszahlen im von Trockenheit geplagten Kanada sowie in Russland. Der stock-to-use-ratio, das Verhältnis zwischen Endbestand und Weltgetreideverbrauch, läge damit für 2021/22 bei 26,9 %.
Im Septemberbericht taxierte die
EU-Kommission die
Getreideernte 2021/22 der EU-27 auf 292 Mio. t, der Binnenverbrauch soll bei 262 Mio. t liegen. Nach einer schwachen Ernte im Vorjahr, die mit 278 Mio. t deutlich unterdurchschnittlich lag, wirft die Kommission einen optimistischen Blick auf die diesjährige Ernte.
Der
Selbstversorgungsgrad soll mit 111,6 % in Relation zum Durchschnitt der letzten 10 Jahre (107,7) wieder deutlich überdurchschnittlich ausfallen. Bei im Vergleich zum Vorjahr leicht umfangreicheren Exporten (44,8 Mio. t, Vj. 42,9) und etwas eingeschränkten Importen (19,7 Mio. t, Vj. 21,0) sollen die Endbestände zum 30.06.2022 auf 43,7 Mio. t (Vj.: 38,6) anwachsen.
Die deutsche Getreideernte 2021 soll sich nach ersten Zahlen des Statistischen Bundesamtes von Ende September auf 42,17 Mio. t (Getreide einschl. Körnermais) belaufen. Das wären 1,1 Mio. t weniger als im Vorjahr. Die Anbaufläche soll mit 6,058 Mio. ha (Vj. 6,065) praktisch auf Vorjahresniveau gelegen haben. Der Ertrag wird mit 69,9 dt/ha (Vj. 71,3) bei -2,0% gesehen.
Im Gegensatz zu den letzten Jahren waren die Kulturen 2021 meist gut bis sehr gut mit Wasser versorgt. Die Ernte startete rund 10 bis 14 Tage später als in den Vorjahren. Historisch gesehen kann man den Erntebeginn in diesem Jahr allerdings eher als „normal" bezeichnen, da dieser in den Vorjahren außergewöhnlich früh lag.
Die Druschergebnisse offenbarten allerdings in vielen Fällen Überraschungen. Hatte man aufgrund der guten Wasserversorgung mit guten bis sehr guten Erträgen gerechnet, konnten oftmals nur enttäuschende durchschnittliche Erträge gedroschen werden. Wirklich nachvollziehbare und stichhaltige Gründe für das enttäuschende Ergebnis sind kaum erkennbar. Negative Auswirkungen der Spätfröste im April werden als Begründung vermutet. Während Gerste, Weizen & Co. gedroschen sind hofft man nun auf eine gute Körnermaisernte mit besseren Erträgen.
Futtergerste
2020/21 lagen die Erzeugerpreise für
Futtergerste der Ernte 2020 zunächst bei eher schwachen 13,50 €/dt. Im Verlauf des Jahres machte sich die Knappheit im
Getreidemarkt bei Futtergerste besonders deutlich bemerkbar. Die Erzeugerpreise kletterten bis zum Frühjahr 2021 auf rund 20 €/dt im Süden. Futtergerste war knapp und kaum noch zu bekommen.
Mit Blick auf die neue Ernte beruhigte sich der Markt etwas, zu Erntebeginn 2021 wurden für Futtergerste Erzeugerpreisen um 16 €/dt genannt. Während die deutsche Wintergerstenernte mit 8,91 Mio. t (Vj. 8,78) leicht besser ausfiel, fehlen auf EU-Ebene mit 52,4 Mio. t (Vj. 54,6) rund 2,2 Mio. t Gerste. Auch weltweit fällt die
Gerstenernte mit 152,6 Mio. t (Vj. 160,4) um 8 Mio. t schwächer aus.
Unter dem Eindruck einer insgesamt eher knappen Getreideversorgung weltweit und gegenüber dem Vorjahr außerordentlich hoher Weizen- und Maisnotierungen an den Börsen zogen die Erzeugerpreise für
Wintergerste in Deutschland nach der Ernte kräftig an. Zwischenzeitlich werden Erzeugerpreise um 18 €/dt im Markt genannt.
Brotweizen
Das Jahr 2020/21 schloss mit einer Welt-Weizenerzeugung von 775,8 Mio. t und einem ebenso hohen Verbrauch ausgeglichen ab. Der Endbestand zum 30.06.2021 lag bei 292,6 Mio. t (stock-to-use-ratio = 37,7 %). Für 2021/22 sieht das USDA in seiner Septemberschätzung nach deutlich besseren Vormonatszahlen inzwischen eine negative Bilanz.
Einer Erzeugung von 780,3 Mio. t soll ein Verbrauch von 786,9 Mio. t gegenüberstehen. Die Endbestände sollen um 9 Mio. t auf 283 Mio. t fallen. In der EU-27 hob die Kommission die
Weizenernte 2021 (einschl. Durum) in ihrer Septemberschätzung auf 139 Mio. t deutlich an. Damit würde nach einem schwachen Vorjahr wieder ein überdurchschnittliches Ernteergebnis eingefahren.
In Deutschland wurde 2021 nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes mit 2,948 Mio. ha (Vj. 2,836) etwa 3,9% mehr Weizen angebaut. Allerdings zeigt sich der Ertrag mit nur 73,3 dt/ha (Vj. 78,2) enttäuschend, so dass die
Erntemenge mit 21,62 Mio. t (Vj. 22,17) um rund 2,5% geringer ausfällt. Unklar ist noch die Frage der Qualitäten. Punktuell war zu beobachten, dass es Partien mit höherer Belastung durch Mykotoxine gab.
Auch der Proteingehalt und die Fallzahlen bedürfen einer genauen Betrachtung. Insofern könnte sich, wie schon in manchen Vorjahren, ein Markt entwickeln, der bereit ist gute Qualitäten entsprechend zu honorieren. Dies sollte bei der Einlagerung beachtet werden.
Die Erzeugerpreise bei Brotweizen, welche zu Beginn der Ernte auf 18 €/dt zurückgefallen waren konnten sich zwischenzeitlich wieder auf 20,50 €/dt befestigen. Der Höhenflug der Weizenkurse an den Börsen, insbesondere an der
Euronext in Paris, steuerte seinen Teil zu dieser Entwicklung bei. Brotweizen liegt aktuell nur 0,50 - 1 €/dt über dem Futterweizen.