Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
13.01.2010 | 10:42 | Milchmarkt  

Einzelhandel: Kein Preisdiktat für Milchbauern

Berlin - Der Einzelhandel hat im Streit mit den Milchbauern den Vorwurf eines Preisdiktats durch seine Marktmacht zurückgewiesen.

Milchmarkt
(c) proplanta

Der Wettbewerb auf dem Milchmarkt funktioniere, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stefan Genth, am Dienstag. Dies habe das Bundeskartellamt am Montag in einem Bericht zur Untersuchung des Milchmarktes bestätigt. Milchbauern und Molkereien selbst hätten Defizite bei der Vermarktung ihrer Produkte. Europäische Milchviehhalter klagen weiter über zu niedrige Preise.

Die Erzeugungskosten könnten trotz des leichten Anstiegs der Milchpreise nicht gedeckt werden, teilte der Vorsitzende des Europäischen Dachverbands European Milk Board, Romuald Schaber, in Hamm mit. Er ist zugleich Chef des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter. «Für März sind bereits wieder sinkende Milchpreise zu erwarten.» Viele Betriebe sieht er «in existenzieller Gefahr».

Erneut forderte Schaber eine Steuerung der Produktion, obwohl das Bundeskartellamt dies für unrealistisch hält. Die Milcherzeugerpreise hatten sich im Oktober im Bundesdurchschnitt auf 24,7 Cent pro Kilogramm verbessert, das waren seit Juli knapp 3 Cent mehr. Weltweit zieht die Nachfrage nach Milch und Milchprodukten wieder an.

Der Handelsverband erklärte, Milchbauern und Molkereien hätten es versäumt, regionale Erzeugergemeinschaften zu gründen. Außerdem setzten viele genossenschaftliche Molkereien noch immer hauptsächlich auf den Verkauf von Frischmilch. Mehr Geld verdienen lasse sich aber mit veredelten Produkten wie etwa Quark mit Fruchtzusätzen.

Das Kartellamt hatte festgestellt, dass der Einzelhandel seine Position gegenüber Molkereien vergleichsweise leicht durchsetzen könne. Es fehlten aber klare Anhaltspunkte für ein wettbewerbswidriges Verhalten des Handels. Bundesweite Preis- oder Mengenabsprachen wie von Milchbauern gewünscht seien mit dem Kartellrecht unvereinbar.

Nach Angaben von HDE-Manager Genth gelangen nur 40 Prozent der erzeugten Milch als Molkereiprodukte in den Einzelhandel. Der Rest werde exportiert oder industriell verarbeitet. Dies zeige, dass der Einzelhandel zwar ein großer Abnehmer von Milch sei, aber bei weitem nicht der einzige. Gesunkene Einstandspreise seien vom Handel stets an den Endkunden weitergegeben worden.

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) attackierte die Discounter. Einige Herren in den Chefetagen der Handelskonzerne erwarteten, dass die Landwirte Top-Qualität zu Dumpingpreisen lieferten, sagte sie der «Saarbrücker Zeitung» (Dienstag). «Das funktioniert nicht.»

Bauernpräsident Gerd Sonnleitner hatte sich für eine Lockerung der Wettbewerbsregeln ausgesprochen. Angesichts der Marktmacht großer Einzelhandelskonzerne müssten die Bauern das Recht bekommen, sich über ihre Preise auszutauschen. Sonst komme es zu Preisdumping. HDE-Hauptgeschäftsführer Genth bestritt, dass Lebensmittel unter Einstandspreis verkauft würden. (dpa)

Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Gewerkschaft kritisiert Umstrukturierung beim Deutschen Milchkontor

 Milchbauern verlangen Kurswechsel in der Agrarpolitik

 Prioritäten beim Bürokratieabbau für Landwirte setzen

 Frankreich: Diskussion um Mindestpreise nimmt Fahrt auf

 Polnische und ukrainische Milchverbände mahnen zu Einigung

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken