Analysten erwarten, dass dies über den Abbau von Tierbeständen zu einem Produktionsrückgang in vielen Mitgliedstaaten führen wird. Davon war in diesem Frühjahr - mit vergleichsweise noch guten Preisen - allerdings noch nicht viel zu spüren.
Wie aus Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) hervorgeht, wurden in den zwölf Mitgliedstaaten mit einer Frühjahrszählung - die rund 90 % des EU-Gesamtbestandes repräsentieren - insgesamt 130,19 Millionen Schweine gehalten; das waren nur 721.000 oder 0,6 % weniger als bei der vergleichbaren Vorjahreserhebung im Mai beziehungsweise Juni 2020.
Abgenommen hat dabei binnen Jahresfrist in der EU-12 die Zahl der gehaltenen Ferkel bis 20 kg, und zwar um 2,2 % auf 38,56 Millionen; die Zahl der Läufer bis 50 kg sank um 3,4 % auf 27,83 Millionen Stück. Dagegen war bei den Mastschweinen ein Zuwachs von 2,4 % auf 53,75 Millionen zu verzeichnen. Die Erzeuger schränkten im Vergleich zur Vorjahreserhebung auch die Sauenhaltung ein, nämlich um 135.000 Tiere oder 1,3 % auf 9,91 Millionen Stück. Das war der niedrigste Wert seit Jahrzehnten. Dabei nahm die Zahl der belegten Muttertiere um 2,0 % auf 6,80 Millionen ab; der Bestand an nichtträchtigen
Sauen blieb mit 3,11 Millionen Stück auf dem Vorjahresniveau stabil.
Aufgestockt haben die
Ferkelerzeuger jedoch, wohl in Erwartung weiterhin guter Preise, ihre noch unbelegten Jungsauen; hier wurde ein Plus von 2,2 % auf 1,25 Millionen Tiere verzeichnet. Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Folgen der Preis- und Absatzkrise am EU-Schweinemarkt erst bei der nächsten
Viehbestandserhebung im Dezember mit abnehmenden Tierzahlen deutlicher zu Tage treten wird. Sollten sich der Export von
Schweinefleisch nach China und die coronabedingt immer noch schwache Nachfrage am
EU-Binnenmarkt auf absehbare Zeit nicht bessern, dürfte sich der Bestandsabbau auch 2022 weiter fortsetzen.
Eine Million Schweine mehr in Spanien
Hinter dem allgemeinen Trend eines abnehmenden Schweinebestandes in der EU verbergen sich in den einzelnen Mitgliedstaaten durchaus sehr unterschiedliche Entwicklungen. So haben die spanischen
Schweinehalter ihre Herden weiter aufgestockt. Die Probleme mit dem fehlenden Export von Schweinefleisch nach China und dem daraus resultierenden Preiseinbruch waren im Mai 2021 für die Erzeuger noch nicht so deutlich zu erkennen.
Der Gesamtbestand in Spanien legte gegenüber dem Frühjahr 2020 um 1,04 Millionen Schweine oder 3,3 % auf die neue Rekordmarke von 32,41 Millionen Tiere zu. Noch stärker wuchs - relativ gesehen - die Sauenherde, nämlich um 108.000 Stück oder 4,2 % auf 2,66 Millionen Tiere. Überdurchschnittlich stark wurde dabei der Bestand an Jungtieren aufgestockt.
Die Zahl erstmals belegter Muttertiere wuchs um 8,8 % auf 297.000, die der noch nicht tragenden Jungsauen um 11,6 % auf 367.480 Stück. Es ist wenig wahrscheinlich, dass diese Tiere trotz der auch in Spanien niedrigen
Ferkelpreise wieder schnell aus dem Produktionsprozess genommen werden.
Laut spanischen Marktanalysten ist auch weiterhin mit einer steigenden Erzeugung zu rechnen, wobei sich das Wachstumstempo aber abschwächen dürfte. Mit den Produktionszuwächsen gleichen die Iberer als wichtigste Schweineproduzenten in der Gemeinschaft die Rückgänge in vielen anderen EU-Ländern zumindest teilweise wieder aus.
Deutscher Negativtrend hält an
In Deutschland hat das Statistische Bundesamt (Destatis) im August die vorläufigen Viehzählungsergebnisse vom Mai um 70.000 Tiere auf das Endergebnis von 24,70 Millionen Stück nach oben korrigiert. Das ändert allerdings nichts daran, dass hierzulande die Schweine- und insbesondere die Sauenbestände bereits seit einigen Jahren sinken, zuletzt in einem immer größeren Umfang.
Binnen Jahresfrist haben die deutschen Schweinhalter ihre Tierzahl um fast 780.000 Schweine oder 3,1 % zurückgefahren; in den vergangenen vier Jahren gab es einen Rückgang um 2,5 Millionen Tiere oder gut 9 %. Gleichzeitig haben in diesem Zeitraum die Spanier ihre Schweineherde um 3,75 Millionen Tiere oder 13 % aufgestockt und damit klar die Führungsposition in Europa übernommen. Noch deutlicher verliefen die unterschiedlichen Entwicklungen bei der Sauenhaltung.
Der Bestand an Sauen ist hierzulande gegenüber dem Frühjahr 2020 um 7,8 % gesunken und in vier Jahren sogar um 14,1 % zurückgegangen, während die Iberer ihre Bestände aufgestockt haben. Marktanalysten erwarten für Deutschland auch im kommenden Jahr weiter sinkende Schweine- und vor allem Sauenbestände, wofür nicht allein die zurzeit unzureichende Wirtschaftlichkeit, sondern auch die Umwelt- und Produktionsauflagen eine gewichtige Rolle spielen dürften.
Bestandsabbau in den Niederlanden
Neben Deutschland ist auch der
Schweinebestand in den Niederlanden spürbar gesunken, und zwar um 3,3 % auf 11,47 Millionen Tiere. Noch stärker ging es mit dem Sauenbestand abwärts, der um 5,6 % auf 945.000 Tiere sank. Auch in den Niederlanden wird die Schweinehaltung aus Gründen der
Umweltpolitik zurückgefahren. In Polen dürften hingegen die Folgen der Afrikanischen
Schweinepest (ASP) mitverantwortlich für den dortigen Bestandsabbau sein.
Im Mai 2021 wurden im Nachbarland 11,03 Millionen Schweine gehalten; das waren rund 400.000 Stück oder 3,5 % weniger als ein Jahr zuvor. Gleichzeitig nahm die Haltung von Sauen um 7,5 % auf 735.000 Muttertiere ab. Zudem meldete Rumänien ein Minus für den Gesamtbestand von 3,5 % auf 3,54 Millionen Stück; in Frankreich sank die Schweineherde im Vorjahresvergleich um 1,7 % auf 12,99 Millionen Tiere. Dagegen nahm die Schweinehaltung in Belgien und Italien laut Daten von
Eurostat um jeweils 0,5 % zu; in Österreich wurde ein Zuwachs um 1,5 % auf 2,73 Millionen Stück verzeichnet.
In Dänemark blieb die Tierzahl mit 13,17 Millionen Schweinen recht konstant; die Halter stockten jedoch ihren Sauenbestand um 2,0 % auf fast 1,28 Millionen Tiere auf. Das stärkste Plus meldete europaweit Irland mit 3,8 % auf 1,69 Millionen Schweine und einem Zuwachs bei der Sauenhaltung von 5,7 % auf 151 000 Tiere. Allerdings spielt Irland bei der
Schweineproduktion im EU-Vergleich keine allzu große Rolle.