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08.08.2021 | 00:52 | Rapsanbau 

Kleffmann: Europäisches Rapsareal entwickelt sich uneinheitlich

Lüdinghausen / Brüssel / Kiew - Der Rapsanbau in wichtigen europäischen Anbauländern hat sich in diesem Jahr im Vergleich zu 2020 recht uneinheitlich entwickelt, so dass sich die Rangfolge an der Spitze der Haupterzeugernationen in der Europäischen Union nach der Fläche und nach dem Produktionsvolumen ändern dürfte.

Rapsmarkt 2021
„CropRadar“ registriert für Polen größte Rapsfläche aller Zeiten - Deutschland weitet Anbau nur „marginal“ aus - Lüdinghausener Fachleute verzeichnen in Frankreich deutliche Einschränkung - Rumäniens Erntefläche wohl um fast die Hälfte größer als 2020 - Rapsareal der Ukraine „unerwartet“ umfangreich - Deutschland dürfte allerdings wichtigster EU-Erzeuger von Raps bleiben - Kommission sieht gesamte EU-Ölsaatenernte bei 30,7 Millionen Tonnen. (c) proplanta
Wie die Kleffmann Digital RS GmbH in Lüdinghausen am Dienstag (3.8.) mit Verweis auf die aktuellen Ergebnisse ihres „CropRadars“ im Einzelnen berichtete, erreicht das betreffende Areal in Polen einen Rekord von 1,050 Mio ha. Dies wäre im EU-Ländervergleich die größte Rapsfläche, so dass Deutschland auf den zweiten Platz verdrängt würde.

Bei dieser positiven Entwicklung habe wahrscheinlich Polens Notfallgenehmigung für neonikotinoidgebeiztes Saatgut eine wichtige Rolle gespielt, so die Kleffmann-Experten. In der Folge seien die Pflanzen dort weniger vom Rapserdfloh befallen gewesen als in anderen europäischen Ländern. Die EU-Kommission hatte die polnische Rapsfläche Ende Juli auf lediglich 986.000 ha beziffert.

Kälte verursacht Flächenminus in Frankreich



Die Rapsfläche in Deutschland veranschlagt Kleffmann nun auf 980.000 ha. Den Lüdinghausener Fachleuten zufolge wäre das im Vergleich zur vorherigen Saison nur eine „marginale“ Ausweitung. Allerdings dürften hier nach ihrer Einschätzung die Erträge größer ausfallen als in den vergangenen zwei Jahren. Von der Brüsseler Kommission war die bundesdeutsche Rapsfläche zuletzt auf 998.000 ha geschätzt worden, nach 958.000 t im vergangenen Jahr.

Derweil dürften die französischen Landwirte das Rapsareal laut „CropRadar“ auf insgesamt 915.000 ha eingeschränkt haben. Nachdem sie die Aussaatflächen bereits im Herbst 2020 verkleinert hätten, habe ein Kälteeinbruch Anfang April große Schäden in den Kulturen verursacht. Die EU-Kommission veranschlagt das französische Rapsareal aktuell auf 986.000 ha, nach 1,114 Mio ha im Vorjahr.

Kiewer Agrarressort weniger optimistisch



Eine „unerwartet große“ Rapsfläche von 540.000 ha registrierte Kleffmann in Rumänien; das wären den Analysten zufolge 190.000 ha mehr als 2020. Vor allem in der Region Süd-Muntenia sei das Areal kräftig ausgeweitet worden. Dort hätten viele Landwirte noch im vergangenen Oktober die schwarze Ölfrucht ausgesät.

Die EU-Kommission bezifferte das rumänische Rapsareal zuletzt auf lediglich 441.000 ha. Derweil verzeichnete das „CropRadar“ für die Ukraine, den wichtigsten Rapslieferanten der EU, eine Anbaufläche von 1,126 Mio ha. Dagegen hätten zahlreiche andere Analysten mit einer Einschränkung des Rapsareals auf weniger als 1 Mio ha gerechnet, betonte Kleffmann. Das Kiewer Landwirtschaftsministerium hatte die betreffende Fläche Ende Juli mit 1,016 Mio ha angegeben.

Polen könnte Frankreich auf Platz drei verdrängen



Unter Berücksichtigung der Kleffmann-Flächenschätzungen in Kombination mit den aktuellen, länderspezifischen Ertragsschätzungen der EU-Kommission würde sich in diesem Jahr die Reihenfolge der zweit- und drittwichtigsten Rapserzeugerländer in der Gemeinschaft ändern. Weiterhin führend wäre Deutschland mit einer voraussichtlichen Rapsernte von 3,685 Mio t; das wären 158.000 t oder 4,5 % mehr als im Vorjahr.

Dagegen dürfte Frankreichs Rapsaufkommen um 294.000 t oder 9,1 % auf schätzungsweise 2,946 Mio t schrumpfen; damit würden die Franzosen vom bislang zweiten auf den dritten Platz in der Rangfolge der wichtigsten EU-Produzenten abrutschen. Indes würde Polen mit einer Erzeugung von ungefähr 2,961 Mio t Raps vom dritten auf den zweiten Platz vorrücken; im Vorjahresvergleich wäre dies eine Steigerung um 257.000 t oder 9,5 %.

EU-Kommission für Rapsernte insgesamt optimistisch



Wie die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) mit Blick auf die gesamte Ölsaatenernte in den 27 EU-Mitgliedstaaten am Montag (2.8.) in Berlin mitteilte, dürfte das Aufkommen 2021 nach Schätzungen der Brüsseler Kommission größer ausfallen als in den beiden Vorjahren. Dazu würden auch die voraussichtlichen Rekordernten an Sojabohnen und Sonnenblumenkerne beitragen.

Laut Prognose soll die Druschmenge an Ölsaaten bei insgesamt 30,69 Mio t liegen; das wären 2,97 Mio t oder 10,7 % mehr als in der schwachen Saison 2020, während das Fünfjahresmittel um 3,5 % übertroffen würde. Für Raps - dies ist die mengenmäßig wichtigste Ölsaat in der Gemeinschaft - korrigierte die Kommission ihre Erwartung für den durchschnittlichen Ertrag auf 31,8 dt/ha leicht nach unten und begründete dies mit ungünstigeren Vegetationsbedingungen; der Vorjahresertrag würde aber immer noch um 1,9 % übertroffen.

In Kombination mit der um 2,6 % ausgeweiteten Anbaufläche wird nun eine EU-Rapsernte von 16,88 Mio t erwartet; im Vergleich zu 2020 wäre dies ein Plus von 726.000 t oder 4,5 %. Der Fünfjahresdurchschnitt würde damit allerdings um 3,5 % verfehlt.

Rekordernte für Sonnenblumensaat und Soja erwartet



Ganz anders als beim Raps ist die Situation bei der Sonnenblumensaat. Nach Einschätzung der EU-Kommission wird die Ernte 2021 in der Gemeinschaft gegenüber dem Vorjahr um fast 22 % auf den neuen Rekord von 10,80 Mio t wachsen, was mit überdurchschnittlichen Erträgen bei einem nahezu unveränderten Produktionsareal begründet wird.

Für Sojabohnen erwarten die Brüsseler Fachleute ebenfalls eine historisch hohe EU-Erzeugung, und zwar von 2,90 Mio t; dies wären rund 11 % mehr als in der vergangenen Saison. Zudem geht die Kommission auch bei Feldbohnen, Leinsamen und Lupinen von höheren Aufkommen aus.

Angesichts dieser Ertragserwartungen und der aktuell positiven Preisentwicklung bei Pflanzenöl und Ölschroten unterstreicht die UFOP die hierdurch verbesserte Wettbewerbsfähigkeit dieser Anbaupflanzen. Deren Bedeutung nehme im Hinblick auf die zukünftig erforderliche Anpassung klimaresilienter Fruchtfolgen und als Blühpflanzen für die Biodiversität zu.

In Deutschland bestehe noch erhebliches Entwicklungs- beziehungsweise Anbaupotential zur Optimierung der mit der Stickstofffixierung von Körnerleguminosen verbundenen Klimaschutz- und Ökosystemleistungen, was auch mit der Ackerbaustrategie des Bundeslandwirtschaftsministeriums gefördert werden solle.
AgE
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