Bis September hat sich das Minus in +0,2 % entwickelt, besonders die USA und die EU lieferten zuletzt wieder deutlich mehr, während die Südhemisphäre sich weiter zurückhält. Trotz der hohen
Produktionskosten stimulieren Ab-Hof-Preise von 54 €-ct/kg (September) in den USA wieder die Ausdehnung der Produktion. In Neuseeland wurden 42 €-ct/kg bezahlt.
Der Global Dairy Trade Tender in Neuseeland schwächt sich unterbrochen von kurzen Erholungsphasen bereits seit April ab. Gegenüber der Spitze im März hat er inzwischen 28 % verloren. Dies ist hauptsächlich auf den schwachen chinesischen Markt infolge der restriktiven Lockdown-Politik zurückzuführen, sodass von Jan – Okt aus Neuseeland -12 % und aus der EU -27 % weniger importiert wurden. Andererseits drängt die USA durch ein neues Handelsabkommen stärker auf den chinesischen Markt und konnte +5 % mehr absetzen.
In der EU ziehen die Anlieferungen gg. dem Vorjahr ebenfalls an, im September wurden +0,7 % ausgewiesen. Hierfür sind hauptsächlich die Niederlande (Okt: +4,6 %) und Polen (Sep: +2,6 %) verantwortlich.
In Deutschland lagen im September die Anlieferungen erstmals wieder mit +1,2 % im Plus, trotz der Trockenheit und der schlechten Futterversorgung in vielen Regionen. Aber gerade die milchviehstarken Küstenregionen und das Voralpenland hatten genügend Niederschläge. In den letzten Wochen hat sich der Vorsprung im Saisontief auf +3,4 % in KW 46 ausgebaut. Inzwischen ziehen auch die Inhaltsstoffe wieder an, die im Sommer hitzebedingt extrem niedrig lagen.
Dadurch haben auch die
Rohstoffpreise etwas nachgegeben, Spotmilch kostete in Deutschland in KW 45 mit 55 ct/kg rund 6 ct weniger als in KW 38. Vorweihnachtlich ziehen die Preise aktuelle wieder etwas an. Aus Italien werden nach wie vor knapp 70 ct/kg gemeldet.
Die Preise für Milchprodukte haben ihre Spitzen deutlich überschritten. Abgepackte Butter liegt kontraktbedingt weiter bei 7,70 €/kg, bei Blockbutter zögerten die Käufer, sodass diese bis auf 5,99 €/kg in KW 47 einbrach. Umgerechnet auf den
Erzeugerpreis für Milch bedeutet diese Differenz einen Erlösunterschied von rund -8,5 ct/kg.
Am
Terminmarkt wird Butter im ersten Halbjahr 2023 derzeit mit rund 5,60 €/kg gehandelt. Die Butternachfrage ist von den hohen Verbraucherpreisen besonders betroffen, die Einkäufe der privaten Haushalte gingen in den ersten 10 Monaten 2022 um 10 % zurück. Bei Butter sind die
Konsumenten noch preissensibler, Bio verlor hier -14,3 % gegenüber -9,8 % bei konventioneller Butter.
Am
Käsemarkt führte das anhaltend knappe Angebot bei einer lebhaften Nachfrage über den Sommer und Herbst zu einer stabilen Phase hoher Preise von 5,60 €/kg (Brotware) für Schnittkäse (Gouda, Edamer). Inzwischen geraten hier die Preise mit einer hohen Rohstoffverfügbarkeit auch unter Druck und gaben bereits 30 ct/kg nach. Die privaten Einkäufe gingen in den ersten 8 Monaten 2022 preisbedingt nur um -2,2 % zurück.
An den Pulvermärkten haben die Preise nach der Spitze im April infolge der ruhigeren Nachfrage stärker nachgegeben. Für Verunsicherung sorgen auch die steigenden Energiekosten. MMP liegt aktuell bei 2,93 €/kg (-32 % gg. April), Molkenpulver bei 1,05 €/kg (-35 %) und VMP bei 4,45 €/kg (-18 %) (alles Lebensmittelware). Am Terminmarkt wird MMP für die erste Jahreshälfte mit rund 2,90 €/kg bewertet.
Der sich aus den Butter- und MMP-Preisen ergebende
Kieler Rohstoffwert lag im Oktober bei 58,0 ct/kg (-9,5 ct/kg gg. April). Aus den Kontraktkursen an der EEX in Leipzig für Butter und MMP leitet sich ein Börsenmilchwert von derzeit 48 ct/kg und für das erste Halbjahr 2023 von 45 - 46 ct/kg ab.
Die deutsche Molkereiwirtschaft hat es mehr als alle anderen Bereiche geschafft, die Mehrkosten in den
Molkereien und den milcherzeugenden Betrieben an den Handel und die Verbraucher weiterzugeben. Im Oktober haben die deutschen Verbraucher dadurch Preissteigerungen von 43,6 % für Milch- und Milchprodukte zu verkraften.
Am
Milchmarkt haben sich die Aussichten für die Zeit nach dem Jahreswechsel deutlich eingetrübt. Üblicherweise ist das erste Halbjahr durch steigende saisonale Anlieferungen und eine geringere Nachfrage geprägt und damit meist schwächer. Dies wird 2023 durch das hohe
Preisniveau und die Auswirkungen der höheren Stromund Heizkostenpreise auf die Nachfrage noch verstärkt. Entsprechend ist 2023 ein deutliches Zurückpendeln der Erzeugerpreise zu erwarten.
Die Biomilchanlieferung ist in Deutschland in den ersten drei Quartalen 2022 leicht gestiegen und lag um 2,7 % über dem Vorjahr. Die Auszahlungspreise für
Biomilch sind auch im dritten Quartal wieder gestiegen. Im Oktober lag der Auszahlungspreis für Biomilch im bundesweiten Mittel nach Zahlen von Biolandbei 62,1 ct/kg. Im Vergleich zum Vormonat ist dies +1,7 Cent.
In Baden-Württemberg fiel der Anstieg am höchsten aus, hier wurden gegenüber September +3 Cent mehr ausbezahlt, wodurch der
Biomilchpreis nun bei 63,6 ct/kg Milch liegt. Die Nachfrage der Verbraucher nach Bio-Milch ist seit den hohen Preisanstiegen im Sommer immer noch verhalten, konnte im Oktober aber gegenüber dem Vormonat wieder leicht gesteigert werden.
LEL Schwäbisch Gmünd