Das ist das Resultat des am Mittwoch in Hannover vorgestellten aktuellen Nährstoffberichts der Landesregierung. Die Daten spiegeln den Zeitraum vom 1. Juli 2019 bis zum 30. Juni 2020. Deutliche Verbesserungen gab es demzufolge bei der
Ausbringung von Stickstoff: Insgesamt wurde die erlaubte Obergrenze nur noch um 692 Tonnen überschritten. Im Vorjahr waren es noch 31.000 Tonnen zu viel.
Neben einem spürbaren Rückgang bei der Anzahl der gehaltenen Tiere sei auch ein deutlich gesunkener Mineraldüngereinsatz für den Rückgang verantwortlich, hieß es. Wird mehr Stickstoff gedüngt als die Pflanzen aufnehmen, gefährdet er als
Nitrat das Grundwasser.
Schlechter sieht die diesjährige Bilanz bei
Phosphat aus: In elf Landkreisen und der Stadt Wilhelmshaven wurde mehr aus
Gülle und Mist stammendes Phosphat auf die Flächen ausgebracht als erlaubt. Zu viel Phosphat führt zur
Überdüngung von Bächen, Flüssen und Seen. Dem Bericht zufolge lag der landesweite Phosphat-Überschuss bei knapp 27.950 Tonnen - im Vorjahr wurden noch 33.000 Tonnen zu viel gedüngt.
Bis 2027 sollen Oberflächengewässer in einem guten ökologischen und chemischen Zustand sein - in Niedersachsen dürften dieses Ziel nur zwei Prozent der Fließgewässer erreichen. Schuld ist laut
Landwirtschaftsministerium die nahezu flächendeckende Belastung mit Stickstoff und Phosphor. «Der positive Trend ist gut, er motiviert auch, aber es gibt noch etwas zu tun», sagte Niedersachsens
Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU).
Eine wichtige Rolle für die gesunkenen Stickstoff-Werte hat laut Düngebehörde die deutlich geschrumpfte Zahl an Tieren gespielt. So ging die Anzahl der Rinder, vor allem der Milchkühe, um mehr als 90.000 auf 2,4 Millionen Tiere zurück. Die Zahl der Schweine sank um fast 163.000 auf 10,6 Millionen Tiere, und auch das Geflügel schrumpfte um 331.000 Tiere auf 103,3 Millionen. Insgesamt fielen knapp 46 Millionen Tonnen Dung an. 8,6 Millionen Tonnen davon kamen in Biogasanlagen - zunehmend werden diese mit Gülle und nicht mit Mais befeuert.
Der
Bauernverband Landvolk Niedersachsen sieht in dem neuen Nährstoffbericht eine Bestätigung, dass die Landwirte sich anstrengen, die Düngung effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten. Es könne aber noch einige Jahre dauern, bis auch die Nitratgehalte an den Messstellen sinken, teilte der Verband mit. Deshalb seien die Anpassungen des Düngerechts im vergangenen Jahr und die weitere Verschärfung der Landesdüngeverordnung für die Landwirte nicht nachvollziehbar.
Aus Sicht der Grünen hängt die positive Entwicklung bei der Stickstoffausbringung mit der
Dürre 2019 zusammen, weswegen weniger Kunstdünger auf die Äcker und Felder gekommen sei. 17 Landkreise hätten nach wie vor einen Stickstoffüberschuss oberhalb des Düngebedarfs, sagte die agrarpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Miriam Staudte: «Es braucht nach wie vor eine Strategie zur nachhaltigen Verringerung der Tierzahlen in den Intensivtierhaltungsregionen statt pauschaler Vorgaben für alle.»
Die Umweltschutzorganisation
BUND sieht Handlungsbedarf. «Dass die Tierbestände und damit die Stickstoffüberschüsse in Niedersachsen laut Nährstoffbericht 2019/2020 etwas gesunken sind, ist grundsätzlich erfreulich», sagt Susanne Gerstner, BUND-Landesgeschäftsführerin. Dennoch sei der
Überschuss von rund 28.000 Tonnen Phosphat im Land besonders besorgniserregend, denn dies stelle ein großes Problem für unsere Flüsse und Seen dar.
Gebiete mit einem Nährstoffüberschuss und belastetem
Grundwasser werden als «rote Gebiete» bezeichnet - dort müssen die Landwirte ihre Düngung pauschal um 20 Prozent reduzieren. Derzeit wird an einem neuen Zuschnitt dieser Gebiete gearbeitet. Mit Wasserverbänden und Landwirtschaft habe sich das Land in dem Zusammenhang auf ein mehrjähriges Phasenmodell verständigt, sagte
Umweltminister Olaf Lies (SPD).
Nach aktuellem Stand seien 24,5 Prozent oder 645.392 Hektar landwirtschaftlicher Flächen betroffen. Auch das sei noch zu hoch, sagte Lies: «Dort, wo es hohe Belastungen im Grundwasser gibt, müssen auch Maßnahmen ergriffen werden, um dies zu reduzieren. Die Umsetzung eines echten Verursacherprinzips wird dabei einen hohen Stellenwert haben.»