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14.08.2014 | 10:50 | Verbraucherpreise 2014 

Niedrige Energiepreise drücken deutsche Inflation

Wiesbaden - Gute Nachrichten für Deutschlands Verbraucher: Heizöl und Benzin werden günstiger, Nahrungsmittelpreise stagnieren. Insgesamt ist die Teuerung so niedrig wie seit fast viereinhalb Jahren nicht. Doch Währungshüter sehen niedrige Inflationsraten mit Sorge.

Inflationsrate 2014
(c) proplanta
Sinkende Energiepreise haben die Inflation in Deutschland im Juli auf den niedrigsten Stand seit fast viereinhalb Jahren gedrückt. Die jährliche Teuerungsrate rutschte auf 0,8 Prozent ab, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte.

Einen niedrigeren Wert gab es zuletzt im Februar 2010 mit 0,5 Prozent. Im Juni 2014 hatte die Teuerungsrate noch bei 1,0 Prozent gelegen. Die Statistiker bestätigten ihre erste Schätzung von vor zwei Wochen.

Gebremst wurde der Preisauftrieb in Deutschland im Juli einmal mehr durch sinkende Energiepreise. Diese gaben im Vergleich zum Juli 2013 um insgesamt 1,5 Prozent nach und sanken damit wieder stärker als in den Vormonaten. Billiger als vor Jahresfrist waren im Juli 2014 zum Beispiel Heizöl (minus 6,0 Prozent) und Kraftstoffe (minus 3,1 Prozent). Ohne Berücksichtigung der Energiepreise hätte die gesamte Teuerungsrate um 0,4 Prozentpunkte höher bei 1,2 Prozent gelegen.

Weniger zahlen als vor einem Jahr mussten Verbraucher nach Berechnungen der Statistiker im Sommermonat Juli auch für Obst (minus 4,8 Prozent) und Gemüse (minus 7,7 Prozent). Teurer waren Molkereiprodukte (plus 8,7 Prozent). Insgesamt blieben die Nahrungsmittelpreise mit plus 0,1 Prozent in etwa stabil.

Größere Preisanstiege gab es bei Dienstleistungen. Dort lagen die Preise im Juli vor allem wegen höherer Nettokaltmieten um 1,5 Prozent über dem Vorjahresniveau.

Der Preisauftrieb in Deutschland ist damit immer noch höher als im Euroraum - nach vorläufigen Zahlen von Eurostat lag die Jahresrate für die 18 Euroländer im Juli bei 0,4 Prozent. Detaillierte Zahlen will die europäische Statistikbehörde an diesem Donnerstag (14.8.) veröffentlichen.

Doch auch hierzulande ist die Inflation seit Monaten weit entfernt von der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB). Europas Währungshüter streben mittelfristig Preisstabilität bei einer Jahresrate von knapp unter 2,0 Prozent an. Der für europäische Zwecke berechnete harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) für Deutschland lag im Juli mit 0,8 Prozent zum dritten Mal in diesem Jahr unter der Ein-Prozent-Marke.

Im wachstumsschwachen Frankreich bleibt der Preisauftrieb gering. Nach Angaben des Statistikamtes Insee lagen die Preise gemessen am HVPI im Juli wie im Vormonat um 0,6 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

In Spanien zieht zwar die Konjunktur an, die Inflation jedoch nicht: Wie das Statistikamt INE mitteilte, lagen die Verbraucherpreise gemessen am HVPI im Juli um 0,4 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor. In einer ersten Schätzung hatten die Statistiker noch ein Minus von 0,3 Prozent ermittelt. Es ist bereits das zweite Mal in diesem Jahr, dass die Inflationsrate in Spanien negativ ist, das Preisniveau also fällt.

Stabile Preise sind deshalb wichtig, weil dann die Kaufkraft des Geldes erhalten bleibt. Bei steigenden Preisen können sich Menschen bei konstanten Einkommen von ihrem Geld immer weniger leisten. Fallen die Preise indes kontinuierlich, könnte das Verbraucher und Unternehmen dazu verleiten, in Erwartung weiter sinkender Preise Investitionen aufzuschieben. Das könnte die Konjunktur abwürgen.

Von Juni auf Juli 2014 erhöhte sich das Niveau der Verbraucherpreise in Deutschland um 0,3 Prozent. Im Ferienmonat Juli zogen vor allem die Preise für Pauschalreisen (plus 11,6 Prozent) und Flugtickets (plus 8,8 Prozent) deutlich an. (dpa)
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