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11.07.2021 | 07:58 | Ernteprognose 2021 

Bauernverband rechnet mit 45,4 Millionen Tonnen Getreide

Berlin / Nauen - Auch wenn der diesjährige Druschbeginn regional bisher ins Wasser gefallen ist, geht der Deutsche Bauerverband (DBV) optimistisch in die neue Ernte.

Ernteprognose 2021 DBV
Vorjahresergebnis könnte um rund 5 Prozent übertroffen werden - Regional aber deutliche Unterschiede erwartet. (c) proplanta
Der Verband rechnet in seiner ersten Prognose zur diesjährigen Getreideernte mit einem Aufkommen von 45,4 Mio. t. Damit liegt die Erwartung geringfügig unter dem Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 von 45,6 Mio. t, aber um rund 5 % über dem Vorjahresergebnis von 43,2 Mio. t.

„Wir erwarten eine durchschnittliche Ernte bei regionalen Unterschieden“, erklärte DBV-Präsident Joachim Ruwkied beim Ernteauftakt 2021 am Mittwoch (7.7.) im brandenburgischen Nauen.

Nach den ersten heißen Tagen des Jahres habe sich die Lage durch die Niederschläge der vergangenen zwei Wochen in vielen Regionen entspannt. In Teilen Norddeutschlands hat die Hitze laut Rukwied jedoch in den Feldbeständen Schäden verursacht, so dass die Ertragserwartungen dort erneut unter dem langjährigen Mittel liegen. In vielen Regionen rechneten die Betriebe aber mit einer ordentlichen Ernte.

Für die Herbstkulturen ist dem DBV-Präsidenten zufolge der weitere Witterungsverlauf in den Sommermonaten entscheidend. Derzeit präsentierten sich diese „in einem guten Zustand“, sagte Rukwied. Wie den Meldungen aus den einzelnen Bundesländern zu entnehmen war, hatte die Wintergerstenernte in den Frühdruschgebieten in der vergangenen Woche oder schon Ende Juni begonnen, musste aber aufgrund von Niederschlägen verbreitet wieder unterbrochen werden.

Da die wechselhafte Witterung weiter anhalten sollte, rechneten Praktiker erst frühestens Mitte dieser Woche mit dem Fortgang der Erntearbeiten. Der Agrarsprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Friedrich Ostendorff, sieht in den Wetterkapriolen der letzten Zeit einen Beleg für die „fortschreitende Klimakrise“, die Veränderungen bei den Sorten und Anbausystemen nötig mache.

Anbauumfang kaum verändert

Am Umfang des Getreideanbaus hat sich nach Angaben des Bauernverbandes im Vergleich zu 2020 kaum etwas geändert, allerdings an der Zusammensetzung. So wurde die mit Sommerweizen bestellte Fläche um 36 % und die von Sommergerste um 17 % eingeschränkt, während der Haferanbau um fast 17 % ausgedehnt worden ist.

Beim Hafer scheine sich damit die gestiegene Rohstoffnachfrage widerzuspiegeln, die durch den verstärkten Absatz von Haferdrinks und ähnlichen Produkten entstanden sei, erläuterte Rukwied. Preislich gebe es aber beim Hafer noch Luft nach oben. Den sieht der Bauernpräsident auch bei den übrigen Kulturen.

Er wies in Nauen darauf hin, dass beispielsweise der Erzeugerpreis für Brotweizen Mitte der 80er Jahre in Westdeutschland bei rund 240 Euro/t gelegen habe. Seitdem habe sich bei den Preisen im direkten Vergleich wenig getan, während die Kosten regelrecht explodiert seien. Er sehe deshalb die zwischenzeitlich auf deutlich über 200 Euro/t gestiegenen Weizenpreise nicht als hoch, sondern vielmehr als erforderlich für eine kostendeckende Produktion an, erklärte Rukwied.

Sommerungen erholt

Mit Blick auf das flächenmäßig dominierende Wintergetreide stellte der Bauernverband fest, dass sich die im Herbst verzeichnete, gute Bestandsentwicklung im Frühjahr fortgesetzt habe. Im Gegensatz zu den Wintergetreidearten hätten die Frühjahresaussaaten stärker unter den tiefen Temperaturen gelitten. Dies habe neben dem Sommerhalmgetreide auch den Mais, die Zuckerrüben, die Kartoffeln und den Aufwuchs auf dem Grünland betroffen.

Mit dem Einsetzen höherer Temperaturen Mitte Mai hätten die meisten Kulturen jedoch begonnen, den Rückstand bei der Wuchsentwicklung aufzuholen. Zum Raps berichtete der DBV, dass die Anbaufläche erneut leicht ausgeweitet worden sei, und zwar auf 991.500 ha; das seien aber weiterhin gut 250.000 ha weniger als im langjährigen Mittel.

Die derzeit guten Rapspreise ließen jedoch hoffen, dass sich der Aufwärtstrend bei der diesjährigen Herbstaussaat fortsetzen werde. Dies wäre nicht nur im Sinne der Auflockerung getreidebetonter Fruchtfolgen eine gute Nachricht, sondern würde auch weniger Importe von Soja- und Palmöl notwendig machen, hob der Bauernverband hervor.

Prognosen immer schwieriger

Laut Ostendorff werden zuverlässige Ernteprognosen wegen der Auswirkungen des Klimawandels immer schwieriger. Die Bauern müssten zudem gegen immer extremer werdende Bedingungen ankämpfen. Vielfältige Fruchtfolgen und widerstandsfähige Kulturen würden deshalb immer wichtiger.

„Wir wollen, dass Pflanzenzüchter endlich ihre Zuchtziele anpassen und stärker auf Trocken- und Stresstoleranz ausrichten“, erklärte der Grünen-Politiker. Ertragsstabilität sicherzustellen, werde sonst auch in den hiesigen Breitengraden immer schwerer. Über die Anreizsysteme der Gemeinsamen Agrarpolitik bestehen laut Ostendorff gute Möglichkeiten, nachhaltigere Anbaumethoden zu fördern. Bauern sollten sich aktiv am Klimaschutz beteiligen können. Wer beispielsweise Moore wiedervernässe und Grünland erhalte, sollte mehr Agrarfördergelder bekommen.

Durchschnittsernte in Brandenburg

In Brandenburg geht der Landesbauernverband (LBV) in diesem Jahr nach ersten Schätzungen von einer insgesamt durchschnittlichen Ernte aus, wobei die Erträge der Gerste sehr unterschiedlich und regional aufgrund von Wassermangel unterdurchschnittlich ausfallen sollen.

Insgesamt erwartet der LBV für Brandenburg bei der Wintergerste im Durchschnitt ein Druschergebnis von 55 dt/ha nach rund 57 dt/ha im Jahr zuvor. Für den Winterraps rechnet der Verband mit einem landesweiten Durchschnittsertrag von 31 dt/ha, was in etwa dem Vorjahresergebnis entsprechen würde. In der Hauptanbaukultur Roggen könnten nach Einschätzung des LBV Erträge von 50 dt/ha und beim Winterweizen von 62 dt/ha zusammenkommen.

An neue Düngeauflagen anpassen

Im Nachbarland Sachsen ist der dortige Landesbauernverband (LBV) mit dem bisherigen Witterungsverlauf zufrieden, verweist aber auf die noch unwägbaren wirtschaftlichen Auswirkungen der seit 1. Januar 2021 geltenden strengeren Düngeauflagen. Laut dem Verbandspräsidenten Torsten Krawczyk ist deshalb nur schwer abzuschätzen, welche Ergebnisse im Anbau von Kulturen in Sachsen langfristig erzielt werden könnten.

Jedes Agrarunternehmen müsse deshalb Anpassungsstrategien für ein wirtschaftlich tragfähiges Betriebsergebnis entwickeln. Die sächsischen Landwirte bestellten in diesem Wirtschaftsjahr nach Angaben des LBV rund 703.000 ha Ackerland. Davon entfallen etwa 355.000 ha auf den Getreideanbau, 106.000 ha auf Winterraps, 123.000 ha auf Hackfrüchte sowie 6 700 ha auf Hülsenfrüchte.

Im Freistaat Thüringen haben sich die Kulturen nach Einschätzung des Thüringer Bauernverbandes (TBV) in den meisten Landesteilen gut entwickeln können. Er wies vorige Woche jedoch darauf hin, dass die diesjährigen Niederschläge bisher nicht ausgereicht hätten, das Defizit beim Bodenwasser zu kompensieren, das infolge der letzten beiden Dürrejahre entstanden sei.

Sachsen-Anhalt mit optimistischer Prognose

Laut einer Bestandsaufnahme des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt brachten die Niederschläge der vergangenen Monate zwar weniger Wasser als erhofft, wegen der milden Witterung im April bis in den Mai seien die meisten Pflanzenbestände bis dahin aber relativ gut durchgekommen.

Der Großteil der an betrieblichen Prognosen beteiligten Landwirtschaftsbetriebe gehe deshalb davon aus, dass sie nach den vergangenen, sehr schwierigen Jahren erstmals seit 2018 wieder eine quantitativ bessere Ernte erzielen könnten. Bei der Wintergerste, deren Ernte in Sachsen-Anhalt schon Ende Juni begonnen hat, rechnet der Bauernverband mit Erträgen zwischen 60 dt/ha und 80 dt/ha. An Winterraps erwarten die Landwirte im Schnitt 37 dt/ha und beim Winterweizen gut 72 dt/ha.

Mehr Wasser im Rheinland

Im Rheinland hat sich die über drei Jahre hinweg meist prekäre Situation bei der Wasserversorgung nach Darstellung des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV) in diesem Frühjahr in vielen Regionen entspannt. Der Verband rechnet bei der Wintergerste mit durchschnittlichen Erträgen.

In Nordrhein-Westfalen waren nach Angaben der dortigen Landwirtschaftskammer in der vergangenen Woche die ersten Mähdrescher im Einsatz. Die Prognosen für die Getreideernte in dem Bundesland sind der Kammer zufolge überwiegend optimistisch. Die heißen Temperaturen Mitte Juni könnten jedoch zu Trockenstress bei den Pflanzen geführt haben. Hier bleibe abzuwarten, wie sich die Hitze auf den Ertrag ausgewirkt habe.

Wenig Krankheitsbefall

Für Niedersachsen stellen die Pflanzenbaufachleute der dortigen Landwirtschaftskammer fest, dass sich die Wintergetreidebestände dank der kühlen Temperaturen im Frühjahr bei gleichzeitig ausreichender Wasserversorgung insgesamt gut hätten entwickeln können. Die kühlen Temperaturen hätten oftmals auch einen erhöhten frühen Krankheitsbefall verhindert.

Die Bestände von Sommerweizen, -gerste und -hafer sowie Leguminosen präsentierten sich derzeit ebenfalls durchweg gut und ließen entsprechend hohe Ertragserwartungen zu, so die Kammer. Da sich die Anbaufläche beim Weizen gegenüber dem Vorjahr wieder deutlich erhöht habe, werde sich die Erntemenge hier dank der guten Ertragsprognosen insgesamt spürbar erhöhen. Die Rapsfläche wurde laut den Angaben der Kammer 2021 nochmals spürbar auf rund 85.000 ha ausgeweitet. Die Bestandsentwicklung verspreche hier ebenfalls insgesamt gute Leistungen.

Rücksicht im Straßenverkehr

Unterdessen rief der Bundesverband Lohnunternehmen (BLU) angesichts der nun anlaufenden Erntearbeiten Bürger und Landwirte gleichermaßen zur Rücksichtnahme im Straßenverkehr auf. Der Verband wies darauf hin, dass Drusch und Transport von Ackerfrüchten Arbeiten an den Wochenenden und bis spät in die Abendstunden nicht ausschließe.

Genau zu diesen Zeiten seien auch andere Verkehrsteilnehmer, wie Fußgänger, Reiter und Radfahrer vermehrt auf den Wirtschaftswegen unterwegs, wo mitunter enge und auch gefährliche Verkehrssituationen entstünden. „Nur gemeinsam, mit Rücksicht und Verständnis können wir Unfälle vermeiden“, betonte BLU-Geschäftsführer Dr. Martin Wesenberg.
AgE
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Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 11.07.2021 10:02 Uhrzustimmen(22) widersprechen(2)
Wenn man sich einer solchen blindwütigen DBV-Schätzometrie ernstzunehmend widmet, so ist den in Rede stehenden Verbandsgranden zu empfehlen, sehr schnell ihre viel zu große Klappe endlich einmal zu halten. - Bitte entschuldigen Sie meine unflätige Ausdrucksweise, den gehobenen Schreibstil beherrschen diese Bauernvernichter offensichtlich leider nicht!

Ein solcher fataler, eingedeutschter Trumpismus seitens unserer „EINEN STIMME“ wird parallel auch in Reihen des USDA medial kommuniziert, mitsamt sämtlichen Gefolgstrossen, die als Multiplikatoren eben auch solche irreführenden Meldungen zu verbreiten wissen.

Wer rückverfolgt, wie im diesjährigen Vegetationsverlauf der Düngerabsatz bei den größten Händlerorganisationen, wo übrigens unsere abgehoben elitären Verbandseliten in den dortigen Gremien omnipräsent sind, massiv eingebrochen ist -man offenbarte hier zwischen 10-20%- und dabei selbstredend die Düngerpreise, das kg N, enorme Preissteigerungen erfahren hat, der geht jetzt davon aus, dass eine Megaernte vor den Schlossportalen unserer aufnehmenden Hände steht!?

Interessant ist ferner, wenn eben solche Veröffentlichungen in der jetzigen Form aufklären: Bei erheblicher Reduktion von Dünger- und PSM-Einsatz halten wir „problemlos“ das Rekordertragsniveau vergangener Jahre!? Wie wurde dahingehend in den letzten Dekaden also gelogen, was das Zeug hielt!? Was wurde den tumben kleinen Bäuerlein dahingehend erheblich manipulativ, gebetsmühlenartig abpressend eingebläut!? Wer nicht hinreichend Dünger und PSM im jeweiligen Vegetationsverlauf einkaufte, wurde beim Andienen seiner Erzeugnisse jedenfalls brutalst abgestraft.

Im übrigen scheint man leider nicht gewahr zu sein, was Abreifekrankheiten verursachen. Hatte man in der eigenen Ausbildung hier fatale Fehlstunden zu verzeichnen!? Zur Aufklärung: Auf vielen Flächen ist mittlerweile „Land unter“ angesagt; selbst Rukwieds medial inszenierter Superstar-Auftritt auf einem Mähdreschergiganten ist sprichwörtlich ins Wasser gefallen; ...wohl wegen Falschbereifung!?

Nicht ein einziger Wetterprophet hat diese Wassermassen, die über Zentraleuropa innerhalb kürzester zeitlicher Verläufe herniedergingen, voraussagen können. Und diese Schleusen gigantischer Wassermassen bleiben wohl auch forthin geöffnet. Obige proletenhafte Verbandsgranden aber spielen JETZT ihre seherischen Trümpfe aus und enttarnen sich dabei auch noch als äußerst lausige (Ab)Zocker. Leiden werden darunter natürlich allenfalls die heimischen Bauern, die Pfründe unserer Verbandsoberen sind und bleiben nämlich überreich gesichert. Wie lange aber noch - wenn die Bauern forthin massiv wegsterben wie die Fliegen, darüber darf man natürlich berechtigt rätseln. Diese Zusammenhänge hat man so allerdings dato jedenfalls nicht auf dem Schirm, vielmehr das narzisstische Leitmotto „mitnehmen, was mitzunehmen ist“!!! Das gibt wahrlich Anlass zu erheblichem Fremdschämen.

Zur Situation im Rapsanbau: Aktuell fährt das kleine treudoofe Bäuerlein mehr Geld auf den Acker als vom Acker;...und unser DBV rät an, diesen Anbau in der kommenden Vegetation ordentlich auszudehnen. Nun ja, verkürzt vielleicht den kaum mehr aufzuhaltenden Exitus vieler Bauernhöfe. Wer solche Verbände hat, braucht wahrlich keine anderen Feinde.

Frohen „Bauernmutes“ dürfen wir demnach die Super-Rekord-Mega-Spitzenerträge vorausschauend bereits vor Erntebeginn in unserem Raiffeisen-Erntebarometer herbeisehnen;...hinreichend Informationen, um die Erzeugpreisabwärtsspirale passgenau in Turbogeschwindigkeiten zu versetzen. - CHAPEAU, hochverehrter Herr Rukwied!!!

Ergänzende Randnotiz:
Wer die kyrillischen Informationen einigermaßen beherrscht, muss feststellen, dass es in den dortigen Regionen bereits wieder großflächig brennt...
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