Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
20.12.2021 | 13:29 | Bodenmarkt 

Verkaufs- und Verpachtungsstopp für BVVG-Flächen

Berlin - Das Bundesfinanzministerium hat einen weitgehenden Verkaufs- und Verpachtungsstopp für die Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft (BVVG) verhängt.

Bodenmarkt
Bild vergrößern
Moratorium gilt zunächst für acht Wochen - Nur wenige Ausnahmen erlaubt - Bund und Länder wollen Klarheit über die Ankündigungen im Koalitionsvertrag schaffen - Bundesfinanzministerium: Weitere Abstimmungen erforderlich - Backhaus sieht sich bestätigt - Linke warnt vor Entzug landwirtschaftlicher Flächen. (c) proplanta
Wie vergangene Woche aus Regierungskreisen in Berlin verlautete, gilt die Verfügung zunächst für acht Wochen. Hintergrund sind offenbar die vielfältigen Ankündigungen im Koalitionsvertrag der Ampelparteien, wie künftig mit den ehemals volkseigenen Flächen verfahren werden soll.

Zu den konkreten Festlegungen sowie der Umsetzung des Koalitionsvertrages in Bezug auf die BVVG seien weitere Abstimmungen erforderlich, teilte das Bundesfinanzministerium auf Anfrage mit. Die beteiligten Bundesressorts würden hierzu „zeitnah das Gespräch aufnehmen.“ Dabei soll es dem Vernehmen nach auch um die künftige Preispolitik der BVVG gehen. Das weitere Vorgehen sei dem Ergebnis dieser Gespräche vorbehalten.

Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus begrüßte die Entscheidung der Bundesregierung. Der SPD-Politiker hatte das Bundesfinanzministerium gebeten, den Verkauf der BVVG-Flächen auszusetzen und gemeinsam mit den Ländern zu klären, wie weiter verfahren werden könne. „Ich bin dem Minister dankbar, dass er so kurzfristig reagiert hat“, erklärte Backhaus gegenüber AGRA-EUROPE.

Ziel sei es, entsprechend der Koalitionsvereinbarung die Flächen als Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen vorzuhalten und damit Maßnahmen für den Klimaschutz, den Artenschutz und für sauberes Wasser zu ermöglichen. Dafür habe er sich während der Koalitionsverhandlungen stark gemacht. „Ich freue mich, dass nun der Grundstein für die Umsetzung gelegt ist“, so Backhaus.

Noch gut 90.000 Hektar



Das Moratorium gilt seit vergangenem Freitag (17.12.). Weiter zulässig sein sollen Flächenverkäufe für Wohn- und Gewerbezwecke sowie nach dem Entschädigungs- und Ausgleichleistungsgesetz (EALG). Inwieweit laufende Verkaufsverhandlungen an Landwirte gestoppt werden, soll im Einzelfall geprüft werden.

Eine Verpachtung von BVVG-Flächen soll erst einmal auf Öko-Betriebe beschränkt werden. In ihrem Koalitionsvertrag hatten sich SPD, Grüne und FDP darauf verständigt, die BVVG-Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sowie den Klima- und Artenschutz zu nutzen. Dabei sollen landwirtschaftlich genutzte Flächen vorrangig an „nachhaltig beziehungsweise ökologisch wirtschaftende Betriebe verpachtet und nicht veräußert werden.“ Daneben sollen BVVG-Flächen als Standorte für Windenergie- und Photovoltaikanlagen dienen und für Naturschutz- und Wildnisgebiete rekrutiert werden.

Die BVVG verfügt derzeit noch über rund 92.000 ha landwirtschaftlich genutzte Flächen (LF). Davon entfallen gut 33.000 ha auf Mecklenburg-Vorpommern, knapp 29.000 ha auf Brandenburg sowie rund 19.000 ha auf Sachsen-Anhalt.

Kritik von den Linken



Die agrarpolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Ina Latendorf, bewertete die Ankündigung des Bundesfinanzministeriums grundsätzlich positiv. Es sei ein gutes Zeichen, die landwirtschaftlichen Nutzflächen, die sich in der Hand der BVVG befinden, nicht mehr zu verkaufen, so die Bundestagsabgeordnete.

Die Linke fordere die sofortige, kostenfreie und dauerhafte Übertragung der Flächen in die Hand der Länder. Diese könnten am besten für eine langfristige Verpachtung an ortsansässige Landwirte und für stabile Bodenpreise sorgen. Dass die Koalition agrarisch genutzte BVVG-Flächen in Energie- und Wildnisgebiete verwandeln möchte, kritisierte Latendorf hingegen als „Schlag ins Gesicht der Landwirtinnen und Landwirte“.

Für eine stabile Landwirtschaft brauche man nicht nur regionale und kooperative Wertschöpfungsketten, kostendeckende Produktionspreise und stabile Bodenpreise, sondern auch landwirtschaftliche Flächen. „Wir müssen landwirtschaftliche Flächen in der Nutzung halten“, mahnte Latendorf.
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Pachtpreise in Mecklenburg-Vorpommern gestiegen

 Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen steigen kräftig

 Landwirtschaftliche Pachtpreise in Baden-Württemberg gestiegen

 BVVG: Alteigentümer schlagen Alarm

 Pachtpreise für Agrarflächen in Sachsen-Anhalt unter Bundesschnitt

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken