Ganz anders dürfte das jedoch in der Gemeinschaft selbst aussehen, denn mit Ausnahme von Geflügel müssen die Akteure in der
Fleischbranche mit einer rückläufigen Produktion und einem sinkendem Verbrauch rechnen.
So lautet zumindest die aktuelle Langfristprognose der Brüsseler Kommission. Sie geht davon aus, dass in der anstehenden Dekade Fragen der
Nachhaltigkeit zunehmend die Erzeugung und den Verbrauch von Fleisch beeinflussen und dabei meist eine rückläufige Tendenz bewirken werden. So soll der
Fleischkonsum in der Gemeinschaft bis 2032 gegenüber dem Mittel der Jahre 2020 bis 2022 um rund 1,36 Mio t oder 3,6 % auf 36,6 Mio t sinken. In der vorherigen Dekade hatte er noch um gut 1 Mio t zugenommen.
Für den durchschnittlichen Pro-Kopf-Verzehr wird eine Abnahme von 1,5 kg auf 66,0 kg angenommen. Die
Fleischproduktion in den Mitgliedstaaten soll im Betrachtungszeitraum sogar um 2,57 Mio t oder 5,8 % auf 41,7 Mio t zurückgehen. Durch Modernisierungen, innovative Technologien und Änderungen in der landwirtschaftlichen Praxis dürfte es nach Einschätzung der Kommission zu einer effizienteren und umweltfreundlicheren Fleischerzeugung kommen.
Die Besorgnis der Verbraucher über die Umwelt und den
Klimawandel werde dazu führen, dass dem Produktionsprozess und der Herkunft der Produkte mehr Aufmerksamkeit geschenkt werde. Fleisch aus klimaschonender, biologischer oder regionaler Erzeugung habe deshalb bessere Marktchancen, ebenso wie Tierwohlfleisch.
Weitere Faktoren für einen sich abschwächenden Verbrauch dürften gesundheitliche Ernährungsfragen, die Bevölkerungs- und Altersentwicklung aber auch die Verlagerung hin zu pflanzlichen Fleischalternativen sein. Die Brüsseler Behörde rechnet jedoch nicht damit, dass Laborfleisch in den kommenden zehn Jahren zu einem Konkurrenten wird. Dem stünden Probleme mit der Verbraucherakzeptanz, der Zulassung und dem hohen Preis entgegen.
Nur Geflügel ein Gewinner
Für die einzelnen Fleischarten prognostiziert die Kommission recht unterschiedliche Entwicklungen. So sollen der mittlere
Pro-Kopf-Verbrauch von Geflügelfleisch bis 2032 gegenüber dem Referenzzeitraum 2020 bis 2022 um 0,7 kg auf 24,1 kg zunehmen und die EU-Produktion um 1,8 % auf 13,63 Mio t steigen.
Die Wachstumsraten würden damit deutlich geringer als in der vorherigen Dekade ausfallen, wofür laut der Kommission auch Umweltauflagen und Probleme mit der Geflügelpest verantwortlich sind. Dennoch bleibe diese Fleischart die einzige mit nennenswertem Wachstumspotential.
Geflügelfleisch gelte bei einigen Verbrauchern im Vergleich zu den anderen Fleischarten wegen des geringeren Fettanteils als gesünder, sei leichter zuzubereiten, preiswerter und habe je Kilogramm geringere CO2-Emissionen.
Für Schaf- und
Lammfleisch wird im Prognosezeitraum ein stabiler Verzehr von 1,3 kg pro Kopf erwartet, der durch Diversifizierung des Fleischkonsums und Migration gestützt wird. Die Erzeugung von Schaf- und Lammfleisch soll, auch mit Hilfe von Produktionsprämien in einigen Mitgliedstaaten, bis 2032 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 0,2 % auf dann 645.000 t zunehmen.
Schwein und Rind im Abwärtstrend
Zu den Verlierern der kommenden Dekade dürfte hingegen
Schweinefleisch gehören. Der
Konsum eines EU-Bürgers soll in der nächsten Dekade im
Schnitt um 1,3 kg auf 31,1 kg sinken; das entspräche in der Gemeinschaft insgesamt einem Minderverbrauch von fast 961.000 t oder 5,1 %.
Die Erzeugung von Schweinefleisch sieht die Kommission in einem noch stärkeren Rückwärtsgang; diese soll bis 2032 um 2,2 Mio t oder 9,5 % auf 20,92 Mio t abnehmen. Zunehmende Produktionsauflagen, Verbrauchsrückgänge und geringere Exportmöglichkeiten durch die Afrikanische Schweinpest (ASP) werden als Gründe genannt. Für die EU-Schweinefleischausfuhren erwartet die Kommission bis 2032 einen Rückgang gegenüber dem Mittel von 2020 bis 2022 um 1,27 Mio t oder 28 % auf 3,28 Mio t.
Ein ähnliches Zukunftsbild wird für mit einem vorhergesagten Produktionsrückgang von 8,9 % auf 6,47 Mio t gezeichnet; der mittlere Pro-Kopf-Verbrauch soll um etwa 800 g auf 9,5 kg im Jahr abnehmen. Neben der Klimadiskussion sei dafür auch der vergleichsweise hohe Rindfleischpreis ein Grund, so die Brüsseler Experten. Diese erwarten zudem einen beschleunigten Abbau des Milchkuhbestandes.
Im Zeitraum von 2020 bis 2022 wurden im Jahresmittel rund 20 Millionen Milchkühe gehalten; 2032 sollen es in der EU nur noch 17,9 Millionen oder 10,5 % weniger sein. Die jährliche Abnahmerate wird in der anstehenden Dekade auf 1,1 % geschätzt, während diese in der vorherigen bei 0,6 % lag.