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03.06.2023 | 12:48 | Getreidepreise 

Weiterhin Druck auf die Getreidemärkte

Schwäbisch Gmünd - Nach mehreren Jahren mit überwiegend positiven Bilanzen waren die globalen Endbestände Mitte 2018 auf rund 660 Mio. t angewachsen. Seit 2018/19 allerdings geht es nahezu kontinuierlich abwärts.

Getreidemarkt
(c) proplanta
Mit Ausnahme von 2019/20 zeigte sich die Bestandsentwicklung in vier der letzten fünf Getreidejahre defizitär. Gerade in den letzten 3 Jahre war zu beobachten, dass die Getreidebilanzen jeweils nach einer anfänglichen Überschussprognose am Ende deutlich ins Negative rutschten und zum Abschluss der Wirtschaftsjahre einen Bestandsabbau aufwiesen.

Auch die aktuelle USDA-Maischätzung zeigt für 2022/23 ein Defizit. Die Erzeugung wird auf 2.230 Mio. t (-50 Mio. t) taxiert, der Verbrauch soll mit 2.237 Mio. t darüber liegen. Die Endbestände unterschreiten mit 591 Mio. t erstmals seit 7 Jahren wieder die 600er Marke. Die Gründe für das schwächere Ergebnis 2022/23 im Vergleich zum Vorjahr liegen in der durch den Krieg bedingten rückläufigen Getreideproduktion in der Ukraine (-32 Mio. t) sowie schwächeren Ernten in der EU (-31 Mio. t), den USA (-39 Mio. t) und Argentinien (-23 Mio. t).

Größere Ernten in Brasilien, Kanada, Russland und Australien können das Minus nicht ausgleichen. 2022/23 war zusätzlich geprägt von den Geschehnissen am Schwarzen Meer. Der Getreideexport aus der Region war nach Vereinbarung des Getreideabkommens im Juli 2022 ordentlich angelaufen. Die Tatsache, dass die Verlängerung des Abkommens lange ungewiss war, beflügelte die Getreidekurse im Oktober 2022.

Letztlich konnten sich die Parteien doch einigen und verlängerten das Abkommen im November 2022 für weitere 120 Tage, woraufhin sich im Markt eine gewisse Entspannung bemerkbar machte. Günstige Exportchargen vom Schwarzen Meer ließen die Weizenkurse unter die Marke von 300 € fallen. Inzwischen wurde das Abkommen im März und im Mai jeweils um weitere 60 Tage verlängert.

In seiner 1. Schätzung für 2023/24 sieht das USDA eine deutlich positive Getreidebilanz. Einer Erzeugung von 2.299 Mio. t soll ein Verbrauch von 2.273 Mio. t gegenüberstehen. Die Bestände würden damit auf 603 Mio. t anwachsen. Im Bericht Ende Mai 2023 sieht die EU-Kommission die EU-Getreideernte 2021/22 bei 292,6 Mio. t und den Binnenverbrauch bei 260,8 Mio. t. Das Ergebnis war damit zufriedenstellend, die Endbestände konnten zum 30.06.2022 auf 46,8 Mio. t zulegen. 2022/23 hingegen fiel erheblich schwächer aus als man gehofft hatte.

Erwartete man im März 2022 noch eine Ernte von 297,7 Mio. t, so hat die europaweite Sommertrockenheit einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Die Maischätzung 2023 spricht nur noch von 265,3 Mio. t. Weniger Weizen (-4,2 Mio. t) und weniger Mais (-21,1 Mio. t) gegenüber dem Vorjahr sind die Ursache. Als Folge gab es weniger Exporte (44,7 Mio. t) und deutlich höhere Importe (37,5 Mio. t, +15,2; v.a. Mais). Die Endbestände sollen mit 49,6 Mio. t knapp über dem Vorjahresniveau liegen. Für 2023/24 erwartet man eine deutlich höhere Getreideernte von insgesamt 285,1 Mio. t, der Verbrauch soll bei 256,4 Mio. t liegen. Die Bestände würden damit auf 56,1 Mio. t anwachsen.

Die deutsche Getreideernte 2021 wurde vom Statistischen Bundesamt auf 42,36 Mio. t geschätzt. Es handelte sich dabei um die zweitschwächste Ernte der letzten 20 Jahre. Nur in den Trockenjahren 2003 und 2018 war diese ähnlich niedrig ausgefallen. Die Ursachen sind in der mit 6,05 Mio. ha kleinsten Anbaufläche der letzten 20 Jahre zu suchen, obwohl der Ertrag mit 70,0 dt/ha leicht über dem Mittel der letzten 5 Jahre (69,5) lag.

2022 dezimierte die deutschlandweite Sommertrockenheit die Ernte in Menge und Qualität. Die Februarschätzung 2023 des Statistischen Bundesamtes sieht die Ernte bei Getreide ohne Mais bei 39,64 Mio. t (Vj.: 37,90). Bei den im Sommer gedroschenen Getreidearten ist Deutschland noch mit einem „blauen Auge“ davongekommen.

Bei Körnermais fiel die Ernte mit 3,84 Mio. t dagegen knapp 20 % schwächer aus. Insofern liegt die Ernte 2022, trotz deutlich größerer Anbaufläche von 6,10 Mio. ha, mit 43,48 Mio. t nur unwesentlich über dem des Vorjahres. Für 2023 sieht das Statistische Bundesamt erneut einen Rückgang der Getreideanbaufläche auf 5,97 Mio. ha. Nach der Maischätzung des DRV ergäbe sich daraus eine Ernte von 43,23 Mio. t (-0,5%).

In Baden-Württemberg wurden im April Bio-Brotweizen mit 54,90 €/dt, Bio-Dinkel, Rohware, mit 43,10 €/dt, BioHafer mit 39,20 €/t und Bio-Roggen mit 44 €/dt frei Verarbeiter gehandelt. Bio-Futtergerste lag bei 44,40 €/dt, Bio-Futterweizen bei 43,50 €/dt, Bio-Triticale bei 41 €/dt sowie Bio-Mais bei 46,75 €/dt. Bio-Ackerbohnen erzielten 59,25 €/dt, Bio-Futtererbsen 57 €/dt und Bio-Sojabohnen (vorgetrocknet) 85 €/dt.
LEL Schwäbisch Gmünd
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