Wie aus dem Branchenreport 2021 (Dokumentation), den der Bund Ökologische
Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) vergangene Woche im Rahmen der
BioFach vorgestellt hat, hervorgeht, ist die nach ökologischen Kriterien bewirtschaftete Fläche 2020 um 84.930 ha oder 5,3 % ausgeweitet worden. Sie belief sich demnach auf rund 1,70 Mio ha; das waren 10,2 % der gesamten Landwirtschaftsfläche.
Innerhalb des Sektors wurden 1,1 Mio ha oder 63 % nach den strengeren Vorgaben der Anbauverbände bewirtschaftet; dabei steht
Bioland mit 475.000 ha nach wie vor an der Spitze. Im vergangenen Jahr wirtschafteten bundesweit insgesamt 35.413 Höfe im Ökolandbau; im Vorjahresvergleich entsprach das einem Plus von 3,8 %.
In den vergangenen fünf Jahren sind mehr als 8.000
Betriebe dazugekommen, während im selben Zeitraum Deutschland insgesamt fast 12.000 Höfe verloren hat. Die Verkaufserlöse der
Biolandwirte beliefen sich dem Bericht zufolge 2019 auf 2,49 Mrd Euro. 2020 konnten die Erzeugerpreise laut
BÖLW teilweise erst zum Jahresende von der hohen Nachfrage profitieren. Während sich
Schlachttiere, Milch und Eier aus dem
Ökolandbau verteuerten, sind die Preise für einige Getreidearten und Kartoffeln gesunken.
Die Produktion von
Biogetreide übertraf zum zweiten Mal die Marke von 1 Mio t; die deutsche Biomilcherzeugung legte 2020 gegenüber dem Vorjahr um schätzungsweise 4 % zu. Der Handel mit Biolebensmitteln verlief äußerst schwungvoll: Laut Branchenreport gaben die Verbraucher 2020 insgesamt 14,99 Mrd Euro für
Lebensmittel aus dem Ökosektor aus; das waren rund 22 % mehr als im Jahr zuvor. Der Bioanteil am Lebensmittelmarkt hat sich damit nach vorläufigen Zahlen auf 6,4 % erhöht; das Wachstum der Branche fiel doppelt so hoch wie das des gesamten Lebensmittelmarktes aus.
Umsätze folgen Pandemieverlauf
Stark angestiegen sind die Umsätze im Fachhandel für
Biolebensmittel und Naturwaren. Laut dem Bundesverband
Naturkost Naturwaren (BNN) veranschlagen Hochrechnungen die Erlöse des Facheinzelhandels für 2020 auf 4,37 Mrd Euro und damit um 16,4 % über dem Vorjahr. Der Umsatz im Naturkostgroßhandel konnte den Verbandsangaben zufolge im gleichen Zeitraum um 21,7 % auf 2,34 Mrd Euro gesteigert werden.
Wie der BNN erklärte, hat die Corona-Pandemie das Interesse der Kunden an ökologisch nachhaltigen
Lebensmitteln und Waren deutlich verstärkt. Dabei sei die Entwicklung der Umsätze im Jahresverlauf der Dynamik der Pandemie gefolgt. In den „Lockdown“-Phasen im Frühjahr und am Ende des Jahres haben die Umsätze laut Bundesverband teilweise 20 % bis 30 % über den Vorjahresperioden gelegen.
Auch das Einkaufsverhalten hat sich verändert. Dem BNN zufolge haben die Verbraucher die Zahl der Einkäufe reduziert, um das persönliche Ansteckungsrisiko zu minimieren, aber dafür deutlich mehr gekauft. Die Zahl der Kaufvorgänge ist demnach im vergangenen Jahr um mehr als 10 % zurückgegangen, die durchschnittliche Rechnungssumme aber zugleich um etwa 25 % gestiegen.
Sprung beim Biofleisch
Den höchsten Umsatzzuwachs erzielten dem Branchenreport zufolge mit 35 % die „Sonstigen Einkaufsstätten“, zu denen unter anderem Reformhäuser,
Hofläden, Wochenmärkte und auch der Online-Handel gezählt werden.
Der
Lebensmitteleinzelhandel konnte seine Erlöse mit Biowaren um 22 % steigern; mit 9,95 Mrd Euro entfielen 60 % des Biomarktes auf diesen Vertriebsweg. Bezogen auf die jeweilige Gesamtverkaufsmenge war der Anteil aus ökologischer Erzeugung bei den Eiern mit 15,4 % am höchsten, gefolgt von Mehl mit 14,2 %.
Auf Konsummilch aus dem Ökolandbau entfiel ein Anteil von 11,0 % der Gesamtverkaufsmenge, Biospeiseöl brachte es auf 10,0 % und Frischgemüse auf 8,6 %. Die
Bioprodukte mit den größten Wachstumsraten waren 2020 laut Report Geflügel und andere Fleischarten, die von ihrem jeweils kleinen Anteil einen Sprung nach oben machten. Der Absatz von Biogeflügel legte um mehr als 70 % zu, der von Rotfleisch aus ökologischer Erzeugung um mehr als 50 %.
Liechtenstein und Österreich führend
Auch auf europäischer Ebene stehen die Zeichen weiter auf Wachstum. Wie das Forschungsinstitut für biologischen
Landbau (FiBL), die EU-Gruppe der Internationalen Vereinigung ökologischer Landbaubewegungen Europas (IFOAM Organics Europe) und die
Agrarmarkt Informations-GmbH (
AMI) berichteten, wurden 2019 in Europa rund 16,5 Mio ha ökologisch bewirtschaftet, davon 14,6 Mio ha in der Europäischen Union.
Der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr belief sich in der Gemeinschaft auf 5,9 %, der Anteil der Ökofläche stieg auf 8,1 %. Unter den Mitgliedstaaten stand Spanien mit fast 2,4 Mio ha wieder an der Spitze, gefolgt von Frankreich mit 2,2 Mio ha und Italien mit 2,0 Mio ha.
Die relativ höchsten Anteile hatte die Ökofläche in Liechtenstein mit 41 % sowie Österreich und Estland mit 26,1 % und 22,3 %; Liechtenstein und Österreich waren damit auch weltweit führend. In der EU waren insgesamt 343.858 Betriebe im Ökolandbau tätig, und in der Bioverarbeitung waren 78.240 Unternehmen aktiv. Mit Biowaren wurden im EU-Einzelhandel 2019 insgesamt 41,4 Mrd Euro umgesetzt; das entsprach gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 8,0 %.
Wachstum hält auch global an
Der positive Trend zum Ökolandbau schlägt sich auch in globalen Zahlen nieder. Die weltweit steigende Nachfrage nach Bioprodukten und das Wachstum der Ökoflächen werden durch die jüngste Ausgabe der Studie „The World of Organic Agriculture“ belegt. Herausgeber dieses Jahrbuchs zum weltweiten Biolandbau sind
FiBL und IFOAM.
Wie beide Organisationen anlässlich der BioFach berichteten, wurden Ende 2019 weltweit insgesamt 72,3 Mio ha biologisch bewirtschaftet; das waren 1,6 % mehr als ein Jahr zuvor. Australien ist nach wie vor mit großem Abstand das Land mit der größten Ökolandbaufläche, und zwar mit 35,7 Mio ha, gefolgt von Argentinien mit 3,7 Mio ha und Spanien mit 2,4 Mio ha.
Aufgrund der umfangreichen Fläche in Australien liegt laut FiBL und
IFOAM die Hälfte der globalen Ökolandwirtschaftsfläche in Ozeanien mit 36,0 Mio ha, gefolgt von Europa mit 16,5 Mio ha und Lateinamerika mit 8,3 Mio ha. In allen Kontinenten hat die ökologisch bewirtschaftete Fläche zugenommen, außer in Asien - hauptsächlich aufgrund eines Rückgangs in China - und Ozeanien.
Maßgeblich dafür war laut Dr. Helga Willer vom FiBL auch ein Rückgang des Ackerfutterbaus in China. In Ozeanien sind nach Angaben der FiBL-Wissenschaftlerin zudem Kokosnussplantagen durch Stürme zerstört worden.
USA größter Markt
Weltweit wiesen insgesamt 16 Staaten Ende 2019 laut der Studie einen Ökoflächenanteil von mindestens 10 % aus; global sind es dagegen bislang nur 1,5 %. Der weltweite Markt für Bioprodukte belief sich 2019 nach den Angaben von FibL und IFOAM auf schätzungsweise gut 106 Mrd Euro. Mit Abstand größter Markt sind die Vereinigten Staaten mit umgerechnet 44,7 Mrd Euro, gefolgt von Deutschland mit 12,0 Mrd Euro und Frankreich mit 11,3 Mrd Euro.
Im Berichtsjahr verzeichneten wichtige Märkte ein prozentual zweistelliges Wachstum; so wuchs der französische
Ökomarkt um 13 %. Am meisten gaben 2019 erneut die Dänen und Schweizer für Biolebensmittel aus, im
Schnitt 344 Euro beziehungsweise 338 Euro pro Kopf. Den höchsten Ökoanteil am Lebensmittelmarkt wies Dänemark mit 12,1 % auf.