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03.10.2022 | 05:04 | Milchmarkt 

Steigende Preise für Milchprodukte

Schwäbisch Gmünd - Seit Herbst 2021 ist die Milchproduktion der großen Exporteure auf dem Weltmilchmarkt rückläufig. Zeitweise lag der Rückstand bei 1,5 %. Allerding wir das Minus seit Mai kleiner, im Juli waren es nur noch -0,1 %.

Milchverarbeitung
(c) proplanta
Haben die hohen Produktionskosten und eine witterungsbedingt teilweise ungenügende Grundfutterversorgung die Anlieferungen gebremst, so stimulieren die hohen Erzeugerpreise wieder die Ausdehnung der Produktion, in den USA z.B. um +1,6 % im August. Dennoch tendiert der Global Dairy Trade Tender nach einer Schwächephase im Sommer im September nun wieder fester. Allerdings war in der Südhemisphäre der Produktionsrückgang mit -3,6 % im ersten Halbjahr auch ausgeprägter.

In der EU lagen die Anlieferungen ebenfalls seit September im Minus, in den ersten 7 Monaten 2022 im Schnitt bei -0,5 %. Die hohen Erzeugerpreise stimulieren auch hier Produktion, trotz der Trockenheit, die hauptsächlich Frankreich und Deutschland mit je -1,3 % betrifft. Die weniger betroffenen milchstarken Länder konnten ihre Produktion ausweiten, Polen im Juli um +3,6 % und die Niederlande um +3,5 %.

In Deutschland lag das Tief der Anlieferungen wegen der schlechten Grundfutterqualitäten im letzten Winter bei zeitweise fast -3 %. Bis Juli hat sich der Rückstand auf -0,6 % verringert. Mit der schlechten Futterversorgung durch die Trockenheit und die Hitze hat sich der Rückstand bis Mitte September wieder auf -1,1 % vergrößert. Für die nächsten Monate ist weiter von einer verhaltenen Anlieferung auszugehen. Hinzu kommen niedrige Inhaltsstoffe, die den Rohstoffbedarf der Molkereien zusätzlich erhöhen bzw. die Ausbeute verringern.

Entsprechend haben zuletzt auch die Rohstoffpreise wieder angezogen, Spotmilch kostete in Deutschland in KW 38 nun wieder 61,2 ct/kg, aus Italien werden sogar rund 70 ct/kg gemeldet.

Die Preise für Milchprodukte haben ihre Spitzen vielfach überschritten. Abgepackte Butter liegt allerdings weiter stabil bei 7,53 €/kg, bei Blockbutter agieren die Käufer vorsichtig bei zuletzt 7,05 €/kg. Am Terminmarkt (EEX) notiert Butter die nächsten Monate zwischen 6,9 und 7,3 €/kg. Insgesamt bleibt Milchfett teuer, obwohl die hohen Verbraucherpreise die Einkäufe der privaten Haushalte in den ersten 8 Monaten 2022 um 10 % zurückgehen ließen. Bei Butter sind die Konsumenten sehr preissensibel, Bio verlor hier -13 % gegenüber -9,8 % bei konventioneller Butter.

Am Käsemarkt führte das anhaltend knappe Angebot bei einer lebhaften Nachfrage ebenfalls zu steigenden Preisen. Während der Feriensaison war die Nachfrage aus anderen EU-Staaten ebenfalls lebhaft. Schnittkäse (Gouda, Edamer) notieren seit Juli bei 5,60 €/kg (Brotware). Die privaten Einkäufe gingen in den ersten 8 Monaten 2022 preisbedingt nur um -2,6 % zurück.

An den Pulvermärkten haben die Preise nach der Spitze im April infolge der ruhigeren Nachfrage stärker nachgegeben. Für Verunsicherung sorgen auch die steigenden Energiekosten. MMP liegt aktuell bei 3,75 €/kg, Molkenpulver bei 1,33 €/kg und VMP bei 5,25 €/kg (alles Lebensmittelware). Am Terminmarkt wird MMP für die nächsten Monate mit rund 3,60 €/kg bewertet.

Die privaten Einkäufe von Konsummilch gingen in den ersten 8 Monaten 2022 um -6,3 % zurück. Biotrinkmilch verlor -2,8 %, Konventionelle lag bei -6,8 %. Bei den pflanzlichen Trinkmilchalternativen flacht der Boom deutlich ab, sie konnten wohl auch wegen der noch immer hohen Preise nur noch um 4,9 % zulegen, wobei sich die Nachfrage zunehmend auf Getränke auf Haferbasis konzentriert.

Der sich aus den Butter- und MMP-Preisen ergebende Kieler Rohstoffwert lag im August bei 59,4 ct/kg (-4,4 ct/kg gg. Juli), wobei im August erstmals eine Energiepreiskomponente von -2,5 ct/kg eingerechnet wurde. Aus den Kontraktkursen an der EEX in Leipzig für Butter und MMP leitet sich ein Börsenmilchwert von derzeit 61 ct/kg bis Jahresende 59 ct/kg ab.

Die Erzeugerpreise im Süden konnten der stark angestiegenen Milchverwertung zunächst nur verzögert folgen. Inzwischen hat es die Molkereiwirtschaft geschafft, die Mehrkosten in den Molkereien und den milcherzeugenden Betrieben an den Handel und die Verbraucher weiterzugeben. Im August haben die baden-württembergischen Molkereien mit geschätzt 54,3 ct/kg nochmals weiter angezogen.

Am Milchmarkt herrschen derzeit Anspannung und Verunsicherung zugleich. Die Aussichten an den Märkten bleiben trotz der im Moment für die Milcherzeuger sehr erfreulichen Lage unsicher. Einerseits zeigen die Märkte für die nächsten Monate eine stabile Situation. Andererseits sind die Molkereiwirtschaft und auch die Milchviehbetriebe in besonderem Maße von einer kontinuierlichen und bezahlbaren Strom- und Gasversorgung abhängig.

Die Biomilch-Produktion in Deutschland weist im laufenden Jahr bis einschließlich Juli mit +2,6 % bisher nur ein verhaltenes Wachstum auf. Die Auszahlungspreise für Biomilch konnten im dritten Quartal erneut angehoben werden, wenn auch wieder nicht in gleichem Maße wie die konventionellen Preise. Im August lag der Auszahlungspreis für Biomilch im bundesweiten Mittel nach Zahlen von Bioland bei 59,1 ct/kg Milch, im Süden bei 58,5 ct/kg.

Auf die deutlichen Preissteigerungen für ökologische Milchprodukte im Juli und August reagierten die Verbraucher mit deutlicher Kaufzurückhaltung. Im August lag der Rückstand z.B. bei Bio-Trinkmilch bei -16,5 % zum Vorjahr. Einzig H-Milch konnte im letzten halben Jahr ein Plus gegenüber dem Vorjahr erzielen. Für den weiteren Jahresverlauf wird mit weiter anziehenden Erzeugerpreisen gerechnet, während die hohen Verbraucherpreise vom LEH im Moment zum Teil wieder etwas zurückgenommen werden.
LEL Schwäbisch Gmünd
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