Die Vereinigung der
Erzeugergemeinschaften für
Vieh und Fleisch (VEZG) senkte am vergangenen Mittwoch (18.3.) ihren Leitpreis um 7 Cent auf 1,89 Euro/kg Schlachtgewicht (SG). Vor der Notierung hatten die großen Schlachtbetriebe dem Vernehmen nach einen deutlichen Abschlag gefordert und wie in der Woche zuvor mit Hauspreisen gedroht. Das Schlachtschweineangebot ist Analysten zufolge gestiegen, da die
Mäster ihre Tiere angesichts fallender Preise loswerden wollten.
Laut VEZG wird bei ihren Mitgliedsbetrieben in der laufenden Schlachtwoche eine zu vermarktende Stückzahl erwartet, die um rund 4 % über dem normalen Umfang liegt. Auf Schlachthofseite scheint es in Deutschland, aber auch in anderen EU-Ländern schwieriger zu werden, genügend Personal für die Produktion in den Betrieben zu halten. Zum einen sind Mitarbeiter erkrankt, zum anderen fehlen an einigen Standorten bereits Arbeitskräfte aus Osteuropa. Zudem macht die Logistik in Zeiten von Grenzschließungen und langen LKW-Staus bei der Ausfuhr Probleme, wie auch fortgesetzt die fehlenden Kühlcontainer für den Export nach Asien.
Positiv ist zu vermerken, dass der Fleischabsatz im Inland zugenommen hat, teils wegen der Bevorratungskäufe, teils wegen der stärkeren Nutzung der heimischen Küche als Alternative zur Außer-Haus-Gastronomie.
Unterdessen hat die Internet-Schweinebörse der
Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (
ISN) ihren
Betrieb vorerst eingestellt. Die Situation sei aufgrund der Corona-Krise alles andere als normal, und die Durchführung der Auktionen mache im Moment keinen Sinn mehr, hieß es zur Erklärung. Der Markplatz der
Schweinebörse, wo Schweine angeboten werden können, bleibt aber in Betrieb.
Fehlende Mitarbeiter in SchlachthöfenIn anderen EU-Ländern gaben die
Schlachtschweinenotierungen vergangene Woche ebenfalls weiter nach. In Italien, wo die Kapazitätsauslastung bei Schlachtern und Fleischfabriken um etwa 30 % gesunken sein soll, fiel die Notierung um 4,7 Cent/kg Lebendgewicht (LG) und lag damit nahe beim maximal möglichen Abschlag von 5,0 Cent. In Spanien rechnet man diese Woche mit mehr Corona-Fällen bei Mitarbeitern in der Produktionskette; die
Schlachter werden nicht mehr unter Volllast arbeiten, zumal die Froster voll sind und Lkw für die Ausfuhr nach Italien und Osteuropa fehlen.
Die Notierung am Mercolleida gab am vergangenen Donnerstag um 3 Cent auf 1,51 Euro/kg LG nach. In Österreich berichtete der Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) von einer massiven Verunsicherung. In Oberösterreich seien einige Schweinepartien nicht wie gewünscht an die Schlachthaken gelangt, was mit dem Fehlen von 10 % bis 20 % ausländischer Mitarbeiter begründet worden sei.
Der Absatz an die Gastronomie laufe nicht mehr, und die Lieferungen in andere EU-Länder seien wegen Behinderungen beim grenzüberschreitenden Warenverkehr nur verhalten. Dafür hätten die Verkäufe an Supermärkte und auch nach China zugenommen, wobei jedoch in der Volksrepublik nicht mehr die Preise vom Herbst 2019 zu erzielen seien. Die Notierung in Österreich ging um 4 Cent auf 1,89 Euro/kg SG zurück. In Belgien kürzten die Schlachtbetreibe die Auszahlungsleistung um 3 Cent/kg LG,
Danish Crown hielt sie dagegen für seine Schweinelieferanten stabil.
Viel höhere Preise im Vorjahresvergleich
In der gesamten EU war in der Woche zum 15. März noch ein moderater Rückgang der
Schlachtschweinepreise zu verzeichnen; in einigen Mitgliedstaaten stiegen sie sogar noch an. Nach Kommissionsangaben erlösten Tiere der Handelsklasse E im Mittel der Gemeinschaft 194,45 Euro/kg; das waren 0,94 Euro oder 0,5 % weniger als in der Vorwoche. Im Vorjahresvergleich erhielten die Mäster jedoch noch 55,1 Euro/100 kg SG oder 39,5 % mehr Geld für ihre Tiere.
Deutlich im Minus waren in der Berichtswoche mit 1,9 % die Schlachtschweinepreise in Deutschland. Das hängt auch damit zusammen, dass die VEZG-Notierung europaweit als erste ein Preissignal sendet und bereits ab Donnerstag einer Woche gilt, während andere Notierungen erst am Montag der Folgewoche Wirkung erlangen.
Zwischen 1,0 % und 1,8 % weniger Geld für ihre Tiere erhielten die Mäster in Bulgarien, Großbritannien, Österreich und Polen. In Tschechien, Dänemark und Ungarn konnten sich die Preise mit einem maximalen Minus von 0,5 % knapp behaupten. Ganz anders sah die Situation in Frankreich, Spanien, Rumänien und Estland aus, wo die Schlachtbetriebe ihre Ankaufspreise zwischen 1,2 % und 1,7 % anhoben. Noch stärker nach oben, nämlich um 2,5 %, ging es in der Berichtswoche mit den Schlachtschweinepreisen in Italien. Diese Entwicklung ist mittlerweile umgekehrt worden.