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04.06.2013 | 14:08 | Hochwasser-Schäden 

Merkel verspricht 100 Millionen Euro Katastrophenhilfe

Passau - Das Hochwasser dehnt sich auf weitere europäische Länder aus. In Deutschland ist die Lage gespalten: Während in Passau das Donauwasser sinkt, werden an der Elbe Rekordwerte erwartet. Kanzlerin Merkel sagte 100 Millionen Euro Soforthilfe zu.

Hochwasserhilfen
(c) proplanta
In den Katastrophengebieten in Deutschland und mehreren Nachbarländern kämpfen die Menschen weiter gegen das Rekord-Hochwasser. Die Bundesregierung versprach 100 Millionen Euro Soforthilfe. In Bayern und Teilen von Ostdeutschland waren Tausende Helfer Tag und Nacht im Einsatz. Während sich die Lage in Passau nach dem schlimmsten Hochwasser seit einem halben Jahrtausend entspannte, stiegen die Pegelstände in anderen Donaustädten sowie an der Elbe. In Niedersachsen und Sachsen-Anhalt wuchs die Furcht vor einer gewaltigen Elbeflut.

Neben Österreich und Tschechien leidet nun auch Ungarn unter den Wassermassen. Dort wurde der Notstand ausgerufen, mehr als 20 000 Helfer wurden mobilisiert. In Tschechien starben bereits sieben Menschen durch Unwetter und Hochwasser.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte den Opfern der Überschwemmungen in Deutschland Soforthilfe vom Bund in Höhe von 100 Millionen Euro zu. Möglicherweise könnte Berlin am Ende aber auch noch mehr Geld geben, versprach sie bei einem Besuch in der niederbayerischen Drei-Flüsse-Stadt Passau. «Wenn Bayern heute kommt und mehr Geld braucht, lassen wir mit uns reden», sagte sie rund dreieinhalb Monate vor der Landtagswahl im Freistaat und der Bundestagswahl.

Anschließend wollte sich die Kanzlerin auch in Pirna in Sachsen und Greiz in Thüringen über die Rettungsarbeiten informieren. SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sprach sich in Berlin ebenfalls für schnelle Unterstützung der Flutopfer aus. Die EU-Kommission hatte am Vortag angekündigt, dass die vom Hochwasser betroffenen Länder Deutschland, Österreich und Tschechien finanzielle Hilfe bekommen könnten, jedoch ohne eine Summe zu nennen. Die Mittel sollen aus dem Europäischen Solidaritätsfonds kommen, der nach dem Katastrophenhochwasser von 2002 gegründet worden war.

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) will am Mittwoch mit fünf Spitzenverbänden der Wirtschaft über schnelle Hilfen für betroffene Betriebe reden, Bundesagrarministerin Ilse Aigner kündigte zusätzliche Gelder für Landwirte an. Das bayerische Kabinett will zudem ein 150 Millionen Euro schweres Hilfspaket beschließen. Darin sollen aber dann auch Mittel des Bundes enthalten sein.

Unterdessen spitzte sich die Lage in manchen Orten weiter zu. In Thüringen verschärfte sich die Situation im kleinen Ort Ziegenrück extrem: Aus einer Talsperre müssten etwa 200 Kubikmeter Wasser pro Sekunde abgelassen werden, teilte das Landratsamt mit. Die Talsperre drohe sonst überzulaufen. Damit steige die Gefahr der Überflutung des Ortes.

Auch Sachsen-Anhalt stellte sich auf extremes Elbe-Hochwasser ein. Nach derzeitigen Prognosen wird am Pegel Strombrücke in Magdeburg am Donnerstag die Marke von 6,90 Metern erreicht, wie eine Sprecherin der Stadtverwaltung am Dienstag sagte. Normal sind knapp 2 Meter. 30 000 Sandsäcke zur Sicherung von Deichen und zum Errichten von Wällen wurden bereits gefüllt und 22.000 verbaut. Treten diese Prognosen ein, wird Magdeburg mit noch größeren Wassermassen zu kämpfen haben als zur verheerenden Flut vor elf Jahren.

In Niedersachsen stellten sich die Behörden darauf ein, dass ein Rekord-Hochwasser in den kommenden Tagen die Pegelstände von 2002 an der Elbe übertreffen könnte. In Sachsen kämpften die Helfer ebenso gegen weiter steigende Wassermassen. Am Dresdener Elbepegel wurden am Dienstagmorgen 7,37 Meter gemessen - normal sind etwa 2 Meter. Seit Montag wurden Bewohner in flussnahen Stadtteilen in Sicherheit gebracht. Weitere Evakuierungen würden vorbereitet, auch für Krankenhäuser, sagte Stadtsprecher Kai Schulz. «Die Innenstadt ist geschützt vor den Elbefluten», sagte er unter Verweis auf den nach 2002 erfolgten Hochwasserschutz. Momentan herrsche Ruhe vor dem Sturm.

In Passau stand das Wasser am Dienstag nach wie vor hoch in den Straßen, obwohl es langsam zurückging. Mit 11,50 Metern lag der Pegelstand der Donau am Vormittag deutlich unter dem Höchststand vom Montagabend, als 12,89 Meter gemessen wurden. Nur im August 1501 gab es laut Nachforschungen des Wasserwirtschaftsamtes Passau mit etwa 13,00 bis 13,20 Metern einen noch höheren Pegelstand.

Unterdessen stieg das Donauwasser im etwa 100 Kilometer weiter nördlichen Regensburg. In der Welterbestadt wurde in der Nacht zum Dienstag der Katastrophenfall ausgerufen. Wie die Einsatzleitung berichtete, wurde eine Donauwelle mit einer Höhe von etwa 6,80 Metern in der Altstadt erwartet - so hoch stand das Wasser seit mehr als 130 Jahren nicht mehr. Die Flutwelle wird dann weiter flussabwärts Richtung Passau fließen.

Das Donau-Hochwasser bereitet den Menschen in Stadt und Landkreis Deggendorf weiter Sorgen. Zwei Dämme haben den Wassermassen am Dienstag nicht mehr standhalten können. Nahe der Ortschaft Winzer sei ein Damm gebrochen, sagte ein Sprecher des Landratsamtes. Das Wasser breite sich dahinter aus. Betroffen seien zunächst nur einzelne Gehöfte; die weiteren Folgen seien noch nicht abzusehen. Wenige Stunden später überwanden die Fluten einen Damm an der Mündung der Isar in die Donau. In der Nacht zum Mittwoch soll nach Behördenangaben der Scheitelpunkt des Hochwassers im Bereich Deggendorf erreicht sein. Es wird ein Pegelstand von 8,44 Metern prognostiziert. Das wäre demnach dort der höchste jemals gemessene Wert.

Auch in vielen Teilen Österreichs blickten die Menschen mit Bangen dem Höhepunkt des Donau-Hochwassers entgegen. In Ober- und Niederösterreich sollten die Pegelstände noch steigen. Unklar war, ob die neu errichteten 11,15 Meter hohen Schutzwände halten würden und ob die Höhe ausweichen würde. «Das wird eine Zentimeterpartie», hieß es vom Hydrographischen Dienst in Niederösterreich.

Das Moldau-Hochwasser hat unterdessen in Prag den Höchststand erreicht. Die Lage wurde als sehr ernst beschrieben. Zu einer Bedrohung für die historische Bausubstanz wurde unterdessen auch das steigende Grundwasser. Der U-Bahn-Verkehr blieb eingestellt.
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