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03.12.2021 | 07:07

Weizen-Allzeithoch überschritten

Getreidehandel
(c) proplanta

Brotweizen



2020/21 schloss mit einer Welt-Weizenerzeugung von 774,7 Mio. t leicht defizitär ab Die Endbestände zum 30.06.2021 sanken um 7,6 Mio. t auf 288 Mio. t (stock-to-use-ratio = 37,2 %). Für 2021/22 sieht das USDA in seiner Novemberschätzung nach deutlich optimistischeren Schätzungen inzwischen eine negative Bilanz. Einer Erzeugung von 775,3 Mio. t soll ein Verbrauch von 785,3 Mio. t gegenüberstehen. Die Endbestände sollen um 12,1 Mio. t auf 275,8 Mio. t zurückgehen.

In der EU-27 hob die Kommission die Weizenernte 2021 (einschl. Durum) in ihrer Novemberschätzung marginal um 0,2 Mio. t auf 137,9 Mio. t an. Damit wäre nach einem schwachen Vorjahr wieder ein überdurchschnittliches Ernteergebnis eingefahren worden.

In Deutschland wurde 2021 nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes mit 2,948 Mio. ha etwa 3,9 % mehr Weizen angebaut als 2020 (2,836). Allerdings zeigt sich der Ertrag mit nur 73,3 dt/ha enttäuschend (Vj. 78,2), sodass die Erntemenge mit 21,62 Mio. t um 2,5 % geringer ausfällt als im Vorjahr (Vj. 22,17). Unklar ist noch die Frage der Qualitäten. Punktuell war zu beobachten, dass es Partien mit höherer Belastung durch Mykotoxine gab. Auch der Proteingehalt und die Fallzahlen bedürfen einer genauen Betrachtung.

Die Marktentwicklung nach der Ernte war, gestützt vom Höhenflug der Börsenkurse, entsprechend positiv. Die Erzeugerpreise, welche zu Erntebeginn auf 18 €/dt zurückgefallen waren, konnten sich zwischenzeitlich auf 26,50 €/dt befestigen. Brotweizen liegt aktuell 1,50 €/dt über Futterweizen. Qualitätsweizen erzielt Prämien zwischen 0,50 und 1 €/dt, bei Eliteweizen sind es gut 2 €/dt.

Terminmarkt Weizen



War die Vorjahressaison noch mit recht moderaten Weizenkursen von 180 bis 190 €/t für den vorderen Termin gestartet, so folgte im Verlauf des Getreidewirtschaftsjahres 2020/21 eine unerwartete Entwicklung. Durch die von Monat zu Monat knapper ausfallenden Getreide- und Weizenbilanzen, ausgelöst v.a. durch den wachsenden Rohstoffhunger Chinas, schossen die Weizenkurse im Laufe von 2020/21 in die Höhe.

Chinas Getreideimport schnellte in dieser Saison gegenüber dem Vorjahr um mehr als 30 Mio. t auf rund 56,5 Mio. t hoch. In der Spitze notierte der Frontmonat MAI21 an der Euronext Ende April bei 257,75 €/t. Optimistische Erwartungen für die neue Ernte 2021/22 ließen die Kurse wieder abkühlen, Anfang Juli notierte der NOV21 im Tief gerade noch knapp über 192 €/t.

Die Rücknahme der zu Beginn optimistischen Ernteerwartungen durch Organisationen wie das USDA oder den IGC drehte die Kursentwicklungen jedoch wieder auf bullisch. Am 23.11. schloss der DEZ21 mit einem Allzeithoch von 311,50 €/t. Aktuell befinden sich die Kurse, ausgelöst durch die Nachrichten über die Omikron-Variante auf Talfahrt.

Trotz unveränderter fundamentaler Daten verlor der Frontmonat binnen weniger Tage bislang 25 €/t und notiert aktuell bei 287 €/t. Mit Blick auf eine gute Ernte in Australien und der Hoffnung auf eine normale Ernte 2022 auf der Nordhalbkugel könnte diese Kurskorrektur auch länger Bestand haben. Zumindest für das 1. Quartal 2022 erwarten viele Marktexperten etwas mehr Ruhe in den Märkten, auch wenn die chinesischen Importe dem Welthandel unvermindert Dynamik verleihen.

Braugerste



Die EU-Gerstenernte 2021 wird von der Kommission in der Novemberschätzung nur noch auf 51,8 Mio. t taxiert (Vj. 54,0). Vor allem bei Sommergerste war in einigen wichtigen Regionen eine deutliche Anbaueinschränkung zu beobachten. So wurde nach Zahlen von Coceral die Sommergerstenfläche in Frankreich von 795.000 ha um gut 30 % auf knapp 540.000 ha eingeschränkt.

Auch in Deutschland (299.000 ha; Vorjahr 363.000), Dänemark (390.000 ha; Vorjahr: 550.000) und Großbritannien (775.000 ha; Vorjahr: 1,09 Mio.) stand weniger Sommergerste auf dem Halm. Der vor der Ernte erwartete Braugerstenüberhang in Europa von 500.000 bis 750.000 t konnte nicht realisiert werden.

Nach den aktuellen Zahlen des DRV fiel die deutsche Sommergerstenernte 2021 mit 1,551 Mio. t um 22,1 % schwächer aus als im Vorjahr (1,991). Hinzu kommt nach dem Bericht der Braugerstengemeinschaft, dass die Qualität erheblich zu wünschen übriglässt. Der Vollgerstenanteil wird mit schwachen 86,7 % bewertet (Vj. 93,2), sodass sich das Aufkommen an Qualitätsbraugerste auf rund 1 Mio. t reduziert.

Konnte die 2020er Braugerste vergleichsweise nur schwache Erzeugerpreise zwischen 16 und 20 €/dt erzielen, starteten die Erzeugerpreise für die 2021er Ernte bereits bei 21 - 22,50 €/dt. Zwischenzeitlich werden im Süden weit über 30 €/dt genannt. Der Abstand zur Futtergerste beläuft sich auf rund 10 €/dt. Gute Braugerste, so zeichnet es sich ab, ist trotz gewisser Schwächen am Biermarkt aufgrund der Corona-Pandemie in der Saison 2021/22 gefragt und werthaltig. Das sind Zeiten, in denen Landwirte den Blick auch nach vorne wenden und über Vertragsabschlüsse für die kommende Ernte nachdenken sollten.
LEL Schwäbisch Gmünd
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